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Autor Thema: Ich bin seit über 20 Jahren insolvent!  (Gelesen 3903 mal)

Gast

  • Gast
Ich bin seit über 20 Jahren insolvent!
« am: 01. März 2006, 19:56:00 »

Hallo zusammen,
meine \"Schuldnerkarriere\" begann in meiner frühen Jugend. Als ich 1981 (mit 17 Jahren) meine Ausbildung begann, eröffnete ich ein Konto bei der KKB Bank (heute CITY Bank). Schnell räumte man mir als Auszubildenden einen Dispositionskredit bis zum 12fachen meines Monatseinkommens ein, was ich leichtsinnig \"gerne\" ausreizte. Dann bot man mir einen Kredit an, um den DISPO auszugleichen und noch etwas mehr für \"das was mir spaß mache\", wie Auto, Urlaub und so. Der DISPO blieb in der Höhe frei verfügbar und war nach einiger Zeit genau so überzogen, wie zuvor. Nun bot man mir wieder das Gleiche an. Was blieb mir Anderes übrig?
Als ich dann als Zeitsoldat (2Jahre) die erste EC-Karte erhielt, machte man es mir leicht immer weiter Schulden zu machen, ohne das ich eine gefestigte Einkommensituation hatte.
Als ich dann die Bundeswehr 1987 verlies, brach alles zusammen und ich resignierte, weil ich überfordert war.

Seit dem lebe ich von EV zu EV und warte auf meine \"Befreiung\". Ab und zu habe ich Geld verdient, bis ich die Jobs aufgrund von Pfändungen verlor.

Dann habe ich auch Schulden beim Arbeitsamt gemacht, die mir 1990 Geld für eine Weiterbildungsmaßnahme in bar anwiesen. Da mir gerade der Strom abgestellt wurde, habe ich diese Rechnung bezahlt und hatte nicht genug, um die Maßnahme komplett zu bezahlen. Deshalb habe ich es im Casino versucht zu gewinnen, was natürlich nicht gelang. Nun lief mir auch das Arbeitsamt hinterher und stempelte mich als Betrüger ab. (Leistungsbetrug!)

Nun wollte ich es dann doch mal versuchen, in kurzer Zeit so viel Geld zu verdienen, um die ganzen Gläubiger \"vom Hals\" zu kriegen. Im Keim wurde meine Aktivitäten erstickt, weil ich noch nicht mal mehr ein Konto bekam.

1994-1996 habe ich in Spanien gelebt, wo ich durchaus meine Ruhe vor meinen Gläubigern hatte, die sich in der Zwischenzeit vermehrten, denn der Spruch \"Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert\" stimmt leider, obwohl ich es nicht wollte, aber die Pfändungen ließen die normalen Rechnungen zu Problemen werden.

1996 erbte ich dann einen ganzen Sack Schulden obendrauf, denn bei Ausschlagung des Erbes, wäre mein Wiedereinstieg in Deutschland schwieriger gewesen und ich dachte, dass es viel schlimmer ja nicht werden konnte.

Zwischenzeitlich arbeitete ich, zeitlich begrenzt meistens jedoch unbehelligt in verschiedenen Berufen. Leider war immer das Damoklesschwert \"Pfändung\" über mir und ließ mich nicht Langfristig denken.

Nun habe ich einen mittlerweile beinahe unüberschaubaren Schuldenberg angesammelt und HARTZ IV scheint nun mein Schicksal zu sein.

Das komplizierte Verfahren der privaten Insolvenz überfordert mich und ich habe Angst einen Fehler zu machen, so dass das Ganze ungültig wird. Unabhängig davon, dass ich nicht weiss, wie es bei wechselnden Einnahmesituationen aussieht. 6 bzw. 7 Jahre sind einfach viel zu lang, um an einem Stück ein gleichmäßiges Leben zu führen, wenn man (gezwungener Maßen) gewohnt als eine Art \"Lebenskünstler\" zu leben.

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Ab wann ist man eigentlich ohne diese Insolvenz seine Schulden los? Sind es nach der ersten EV 30 Jahre? Dann hätte ich es ja 2017 geschafft!

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Mit meinen 41 Jahren bin ich kurz davor, keine weitere Jobperspektive zu haben und nur noch als Sozialfall der Gesellschaft auf der Tasche zu liegen.

Gerne wäre ich wieder ein ordentliches Mitglied der Gesellschaft, aber ich schaffe es irgendwie nicht mehr.

Wer hat einen Lösungsansatz für mich?
Evtl. Checkliste für Chaotenfälle! ;-)
Gespeichert
 

Aaryanna

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Ich bin seit über 20 Jahren insolvent!
« Antwort #1 am: 08. März 2006, 20:22:00 »

Hi,
ich bin neu in diesem Forum und habe als erstes Deinen Bericht gelesen. Deine Überschrift erinnerte mich ein wenig an mich selbst.
Ich habe in den 80er Jahren ziemlich gut verdient. Das Konto einfach mal zu überziehen, oder sonstwie Schulden zu machen war kein Problem, das konnte in Kürze wieder ausgeglichen werden. Als ich 1990 eine neue Vorgesetzte bekam änderte sich alles. Ich wurde gemobbt wo es nur ging. Mit wurden Prügel angedroht, wenn es keine Zeugen gab usw. Das ging bis 1995. Da machte ich mich selbständig, im gleichen Bereich in dem ich vorher arbeitete und machte meinem Arbeitgeber Konkurrenz.
1990 ist mein Haus abgebrannt. Ich war zwar gut versichert. Aber wie das halt so ist, bezahlt wurde nicht alles. Das was fehlte kam auf den Schuldenberg drauf. Das waren nun insgesamt ca. 100.000 Mark. Mein Haus, wieder neu aufgebaut und eingerichtet, habe ich damit belastet. Meine Firma brauchte Geld und ich habe das Haus mit 50.000 Mark weiter belastet. Die Firma lief anfangs ziemlich gut. 1998 kam die erste Durststrecke, die uns ziemlich zu schaffen machte. Ich hatte 8 Beschäftigte, die mir immer treu zur Seite standen und auch mal ein paar Wochen auf das Geld warteten. Ich hatte tolle Geschäftspartner, die mir ebenfalls gerne die Rechnungen stundeten. Mit viel Pech (wen es interessiert, dem schildere ich es gerne ganz genau) musste ich im Januar 2000 Insolvenz anmelden. Wer das schon mal mitgemacht hat, weiß, was das heißt.
Derzeit sitze ich auf einem Schuldenberg von 250.000 Euro. Mein Haus ist damit belastet. Jeden Monat zahle ich dafür ca. 2500 Euro ab. Da verdient mein Mann gerade 1500 netto. Wir haben etwas umgebaut und vermietet. Da kommen 700 Euro rein. Ich bin krank geworden und bekomme derzeit Rente, bis es mir wieder besser geht. Das sind 905 Euro. Davon muss ich Heizöl kaufen, ein Auto bezahlen (mein Mann muss ja irgendwie zur Arbeit und wir wohnen auf dem Dorf), Leben muss ich auch irgendwie und die \"Grundbesitzabgaben\" der Stadt d.h. Steuer, Wasser Müll usw. wollen auch bezahlt werden.
Ich schreibe mir alles auf. Einnahmen, Ausgaben und das was in den kommenden drei Monaten bezahlt werden muss. Wenn es hinten und vorne nicht reicht, rufe ich meine Schuldner an und bitte um Stundung. So arbeite ich nun schon sechs Jahre. Mein Haus möchte ich nicht verkaufen solange auch noch meine Mutter darin wohnt. Das würde ihr das Herz brechen. Sie hat mir schon so sehr geholfen, das kann ich ihr nicht antun.

So nun schreibst Du, Du willst ein richtiges Mitglied der Gesellschaft werden! Das bist Du doch! Zeig ein wenig Selbstbewusstsein! Geld ist nicht alles! Man ist auch wer, wenn man keines hat!. Das habe ich bisher gelernt.
Ich habe das alles geschrieben, um Dir ein bisschen Mut zu machen. Wenn Du Fragen hast helfe ich Dir gerne.
Also Kopf hoch! :-D
Gespeichert
 

Gast

  • Gast
Ich bin seit über 20 Jahren insolvent!
« Antwort #2 am: 10. März 2006, 16:38:00 »

Danke für die nette Nachricht und fürs Mut machen.

Mein Selbstwertgefühl ist gar nicht so niedrig, wie es scheint, jedoch bin ich in Deutschland nun mal wirtschaftlich total erledigt und muss mir Wege suchen, dass ich einigermaßen Leben kann.

Die private Insolvenz in Deutschland ist so kompliziert und langwierig, dass sie für mich nicht in Frage kommt, denn wenn ich die durch hätte, wäre ich beinahe 50 und hätte keine Energie mehr wieder eine Basis aufzubauen, die ein Auskommen ermöglicht.

Die Wohlverhaltensphase ist wenig praktikabel und wird von den Meisten nicht wirklich eingehalten. Dort gibt es ja auch genügend \"Tricks\", die zwar risikoreich aber genutzt werden.

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich derart verschlechtert, dass eine Rückzahlung von tituierten Schulden, ab einer gewissen Höhe (individuell), so gut wie nicht möglich ist.

Altersvorsorge zu betreiben geht schon mal gar nicht. So wird die Gesellschaft immer mehr belastet und im Rentenalter werden die heute 16.000.000 überschuldeten in Deutschland lebenden Menschen die Sozialkassen zum kollabieren bringen.

Zwischendurch habe ich übrigens auch ganz gut verdient, aber nie den Ansatz gefunden, meine Schulden in den Griff zu kriegen. Meine Schulden betragen insgesamt ca. 100.000,00 Euro.

Deshalb suche ich einen Weg in kurzer Zeit entweder viel Geld zu verdienen und dann über Vergleiche schuldenfrei zu werden oder eine Insolvenz in einem anderen Land durchzuführen, in dem die Abwicklung schneller als in Deutschland geht.
Gespeichert
 

Gast

  • Gast
Ich bin seit über 20 Jahren insolvent!
« Antwort #3 am: 10. März 2006, 19:16:00 »

Hi,
das mit dem viel Geld verdienen ist gar nicht einfach. Ich hatte nach meiner geschäftlichen Insolvenz einen Super Job und hatte ein Jahresgehalt von 100.000 Euro. Leider hat das nicht gereicht, denn da kommt das Finanzamt und irgendwie kommt man da von den Schulden nicht wirklich runter. Noch mehr Geld zu verdienen halte ich nicht für möglich. Auch wenn Du noch viel jünger bist als ich (ich bin 51). Denn um viel Geld zu verdienen, d.h. wirklich viel Geld, muss man schon Geld haben. Die Erfahrung habe ich gemacht. Alles andere sind Märchen, die sich nur für ganz wenige erfüllen (Bill Gates oder so).
Ich kann keine private Insolvenz machen, da ich ein Haus habe und meine Mutter drin wohnt und ich ihr keinen Kummer machen will. Ich habe aber die Chance, das Haus einmal zu verkaufen und somit schuldenfrei zu werden.
Ansonsten würde ich sofort eine private Insolvenz anstreben. Ich kenne Leute, die das gemacht haben und das hat ganz gut funktioniert.
Warum glaubst Du, dass es bei Dir nicht möglich ist. Wohlverhalten ist natürlich schwer. Ich übe dies gezwungener maßen. Ich habe gerade durchgerechnet, dass ich für die kommenden drei Monate lediglich 50 Euro pro Monat zur Verfügung habe. Irgendwie habe ich solche Probleme immer wieder bewältigt. Aber auch nur, weil ich mir alles aufschreibe. Ich habe seit Jahren ein PC-Programm, das heißt \"Kontokon\". Für jedes Konto bei der Bank gibt es eine Datei. Dort schreibe ich mir jede Kontobewegung rein. Das geht mit ein ganz klein wenig Disziplin ganz gut. Mit dem Programm kann ich vorausschauend sehen, was in den kommenden Monaten auf mich zukommt. Das habe ich vorher alles eingeben müssen. War aber nicht besonders schlimm. Wenn ich feststelle, wie jetzt, dass das Geld keinesfalls reicht, schreibe ich meine Schuldner an, oder rufe sie an und bitte um Aufschub. Das hat bisher immer recht gut funktioniert. Lebensmittel einkaufen tue ich nur bei Lidl, Aldi oder so. Klamotten kaufe ich bei Ebay. Mein Auto auch. Habe 356 Euro dafür bezahlt, zwei Jahre TÜV, EZ 1995. Allerdings braucht man etwas Geduld und Erfahrung, damit man nicht auf die Nase fällt. Meinen Festnetz-Anschluss werde ích jetzt kündigen. Faxen werde ich nur noch über das Internet (DSLonair). Dafür habe ich mir einen Scanner gekauft (bei Ebay HP-Luxus-Gerät 40 Euro). Die Kosten habe ich nach einem Monat ohne Festnetz raus. Telefonieren werde ich in Zukunft über das Handy mit Base-Flatrate. Bisher hatte ich Telefonkosten in Höhe von 100 Euro. Das sind dann nur noch 25 im Monat. Die bisher hohen Kosten kommen allerdings auch deshalb zusammen, weil ich die Schuldner immer über alles informiere und nicht den Kopf in den Sand stecke. Naja, manchmal steckt dieser schon im Sand. Ein paar Tage, länger aber nicht.
Aber wie schon berichtet, habe ich dies alles auf Kosten meiner Gesundheit geleistet. Ich gehe regelmäßig zu einem Psychologen, der mich betreut. Sonst hätte ich das alles nicht geschafft.
Falls Du Tipps brauchst, wo man gut sparen kann, kannst Du mich ruhig fragen. Ich glaube, billiger als ich es tue, kann man nicht leben. Gezwungenermaßen halt, aber es geht.
Viele Grüße und immer die Ohren steif halten... ;-)
Gespeichert
 
 

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