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Autor Thema: Tilgungsstrategie ohne Inso bei Freiberufler?  (Gelesen 2667 mal)

ventura

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Tilgungsstrategie ohne Inso bei Freiberufler?
« am: 12. Dezember 2011, 18:37:18 »

Hallo  :cheesy:,

ich bin neu hier und habe auch gleich einige vielleicht etwas komplizierte Fragen. Hoffe dennoch auf hilfreiche Antworten.

Meine Schulden-Situation:
Hauptforderungen ca. 90.000,- (inkl. Zinsen ca. 104.000,-); EV abgegeben vor 1 Monat (bei mir ist nichts pfändbar, zu dem Zeitpunkt gab es auch keine Kunden oder offene Forderungen); P-Konto vorhanden (gepfändet durch Finanzamt); Gläubiger sind: Finanzamt, Ex-Steuerberater und 5 Banken (1 Bank hat ihre Forderung an ein Inkasso verkauft, eine andere Bank zur Beitreibung ein Inkasso beauftragt); Hauptgläubiger ist eine Bank mit ca. 60.000,- (gescheiterte Immobilienfinanzierung).

Meine berufliche Situation:
Freiberufler seit 20 Jahren (Alter 50); aufgrund massiver Projekteinbrüche sind alle Rücklagen aufgebraucht (war blöd, dies zu tun) und die Schulden sind entstanden; momentan lebe ich "von der Hand in den Mund" (mit dem Freibetrag auf dem P-Konto). Somit kann ich den Gläubigern derzeit auch nichts anbieten. Ich habe mit meiner Arbeit jedoch auch schon sehr viel verdient und gehe davon aus, dies immer noch tun zu können.

Meine Strategie:
Ich möchte nochmals durchstarten und versuchen, die Hauptforderungen innerhalb von 6 Jahren ohne Inso zu tilgen und entsprechende Beträge zu erwirtschaften - oder zumindest eine Summe, mit der ich angemessene Vergleiche erzielen kann. Dazu benötige ich jedoch ein pfändungsgeschütztes Konto, da das bisherige P-Konto durch die EV bekannt ist. Und wenn sich alle Gläubiger "hinter dem Finanzamt anstellen", funktioniert die Tilgung innerhalb von 6 Jahren nicht. Außerdem benötige ich für meine Arbeit auch mehr als nur den Freibetrag auf dem P-Konto.

Meine Fragen:
1. Funktioniert solch eine Tilgungs-Strategie überhaupt (pfändungsgeschütztes neues Konto) oder ist das eher ein ständiger Wettlauf mit den Gläubigern (bis zur nächsten EV bzw. Nachbesserung)?
2. Gibt es jemanden hier im Forum, der solch eine Strategie erfolgreich umgesetzt hat? Und wenn ja, wie?
3. Oder bleibt mir nur die Insolvenz, um einen Neustart machen zu können?


Die derzeitige Situation “lähmt” mich regelrecht bei der Akquisition von Neuaufträgen, und somit verändert sich auch nichts. Auf keinen Fall möchte ich, dass Neukunden als “Drittschuldner” belangt werden und alles, was ich erwirtschafte, sofort von Gläubigern gepfändet wird. Eine Inso zu beantragen (in meinem Fall die Regelinso) wäre für mich jedoch die letztmögliche Lösung. Formal betrachtet zwar die einfachste Lösung (alle Unterlagen sind aufbereitet und der Antrag lässt sich zügig ausfüllen), doch noch denke ich, dass es auch einen anderen Weg geben kann.

Danke schonmals an alle, die mir zu meinen Fragen – oder zu meiner Situation an sich – etwas schreiben  :juchu:.
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Maurice Garin

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Re: Tilgungsstrategie ohne Inso bei Freiberufler?
« Antwort #1 am: 12. Dezember 2011, 20:31:27 »


1. Funktioniert solch eine Tilgungs-Strategie überhaupt (pfändungsgeschütztes neues Konto) oder ist das eher ein ständiger Wettlauf mit den Gläubigern (bis zur nächsten EV bzw. Nachbesserung)?
2. Gibt es jemanden hier im Forum, der solch eine Strategie erfolgreich umgesetzt hat? Und wenn ja, wie?
3. Oder bleibt mir nur die Insolvenz, um einen Neustart machen zu können?

M.E. haben Sie nur eine reelle Chance, wenn Sie sich insgesamt mit den Gläubigern vergleichen. Mit einem Pfändungsschutzkonto als einziger Abschirmung ggü. den Gläubigern können Sie nicht vernünftig arbeiten.

So einen Vergleich können Sie außerhalb der Insolvenz schließen, wenn alle Gläubiger zustimmen (z.B. weil sie in der Insolvenz wenig bis gar nix kriegen). Ansonsten könnten Sie mal über ein Insolvenzplanverfahren nachdenken. Wenn so ein Insolvenzplan Aussicht auf Erfolg hat, kann dies ggf. wieder den "normalen" Vergleich erleichtern, weil für die Gläubiger günstiger als die Insolvenz. Auf jeden Fall brauchen Sie ein schlüssiges Sanierungskonzept.

Wenn zu unsicher ist, ob so ein Konzept tatsächlich gelingen kann, bleibt ansonsten der Weg in die Insolvenz um dort im Rahmen einer freigegebenen Selbständigkeit (§ 35 Abs. 2 InsO) neu anzufangen. Dazu wurde hier im Forum schon viel geschrieben.
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ventura

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Re: Tilgungsstrategie ohne Inso bei Freiberufler?
« Antwort #2 am: 13. Dezember 2011, 21:32:08 »

 :cheesy: vielen Dank für Ihre Einschätzung, Maurice Garin. Sie haben recht, mit dem Pfändungsschutzkonto alleine kann ich keinen Neustart machen.

Da momentan allerdings auch kein Vergleich möglich ist (mangels finanzieller Masse), bleibt wahrscheinlich vorerst nur der Weg in die Insolvenz. Mit der Möglichkeit eines Planverfahrens habe ich mich gedanklich auch schon beschäftigt und finde diese Option durchaus interessant. Auch wenn bei meiner Gläubigerstruktur (Banken, Finanzamt, Ex-Steuerberater) eine erfolgsversprechende Gruppenbildung schwierig sein wird.

Ein tragfähiges Sanierungskonzept zu entwickeln, wird jedoch zunächst meine Jahresendbeschäftigung sein. Ebenso, mir hier im Forum all jene Beiträge von Freiberuflern durchzulesen, die mit einer freigegebenen Selbständigkeit in der Inso einen erfolgreichen Neustart machen konnten.

Somit weiß ich immerhin schon, wie mein Start in das neue Jahr aussehen wird  :coffee:
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Feuerwald

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Re: Tilgungsstrategie ohne Inso bei Freiberufler?
« Antwort #3 am: 13. Dezember 2011, 23:32:12 »

Meine Erfahrung ist, dass sich Planverfahren bei "kleinen" Existenzen nicht wirklich anbieten. Besser ist auf eine Freigabe hinzuwirken. Wir haben sogar gut verdienende Ärzte inkl. Praxis dadurch kurz nach Eröffnung des Verfahrens "frei" bekommen für einen Neustart.
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