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Schulden und Insolvenz Hilfe Forum

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Autor Thema: Regelinsolvenz  (Gelesen 2444 mal)

tinneka

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Regelinsolvenz
« am: 23. März 2009, 15:52:20 »

Hallo an Alle!

Ich bin ganz neu hier und habe deswegen bei weitem nicht alle Einträge lesen können ausser einige, die zu meiner konkreten Situation zu passen scheinen. Als Einstieg hier eine kurze Schilderung meiner Situation:

Als US-Amerikanerin lebe ich seit über 30 Jahre in Deutschland. Ich war auch mehr als 20 Jahre hier im Angestelltenverhältnis berufstätig. Ich war lange Jahre mit einem Deutschen verheiratet und verdiente in den letzten 15 Jahren alleine den Unterhalt für die gesamte Familie (wir haben zwei Kinder). Ich lebte etliche Jahre von meinem Mann getrennt bis Mitte letzten Jahres die Scheidung ausgesprochen wurde.

Seit 2005 bin ich freiberuflich tätig. Eine Zeit lang gab es noch Aufträge von der alten Firma, aber Aufträge von neuen Kunden liessen lange auf sich warten. Als auch die Aufträge der alten Firma ausblieben (Ende 2006) sackte mein monatliches Einkommen drastisch ab. Klar, dass ich bald meine Verbindlichkeiten nicht mehr nachkommen konnte. Ich hatte aber einen grösseren Auftrag in Aussicht, weswegen ich am Anfang dieser Zeit meine Kreditkarten und Dispo zum Leben gebraucht habe. Als dieser Auftrag aber in letzter Minute auch noch platzte, stand ich finanziell vollkommen im Regen.

Obwohl ich inzwischen doch einige Kunden/Aufträge habe, ist der Umsatz (noch) nicht so hoch, dass ich mein Leben damit bestreitet kann, geschweige denn meine Verbindlichkeiten nachzukommen. Klar kommen (wenn auch nur im kleinen Rahmen) notgedrungen neuen Verbindlichkeiten hinzu. Wenn es mein jetziger Lebensgefährten nicht gäbe, würde ich vom Hartz IV leben müssen. Etliche Vollstreckungen flatterten bereits ins Haus, ich habe einmal eine eidesstrattliche Versicherung leisten müssen, letzte Woche kam Post vom Gericht im Namen eines Gläubigers ins Haus und ich habe auch eine Haftandrohung erhalten wg. Nichtbezahlens eines Bussgeldes wg. einer  Geschwindigkeitsübertretung und einem 'Knöllchen'.

Zu der ganzen Misere kam/kommt auch noch eine Dummheit aus einer früheren Beziehung, die mich mit den Steuerbehörden in grossen Schwierigkeiten brachte. Ein früherer Freund, der derzeit mitten in einem heftigen Scheidungsstreit steckte, überredete mich einen Teil seines Einkommens als Selbstständiger über meinen Namen laufen zu lassen. Darauf haben wir zwar brav Steuern bezahlt, aber da wir unterschiedlichen Steuerklassen hatten (ich war damals noch verheiratet), wurde versehentlich zu wenig gezahlt. (Klar hatten wir einen Steuerberater konsultiert, der sogar unserer beider Steuererklärungen erstellt hatte, aber dennoch diese kleine 'Ungereimtheit' nicht gemerkt haben will.) Ich wurde wegen Beihilfe zu Steuerhinterziehung angeklagt, was zur Folge hatte, dass ich zusätzliche Anwaltskosten verursachen musste (die nur zum Teil vom besagten früheren Freund beglichen wurden sind) und wohl ein sehr saftiges Bußgeld bezahlen muss, wenn es in der Sache nicht zu einer strafrechtlichen Verurteilung kommen soll.

Ausserdem bin ich eins der Menschen, die auf ein windiges Immobilienangebot hereingefallen ist, und noch viel Geld für etwas abzahlen muss, was in Wirklichkeit nur einen Bruchteil dessen tatsächlich Wert ist.

Ich war bei der hiesigen Schuldnerberatung, aber habe schnell gemerkt, dass ihre Unterstützung/Hilfe sehr dürftig ist. Sie haben mir damals sogar  dazu geraten, vorläufig überhaupt nichts zu unternehmen bzgl. der Gläubiger, was hinterher wohl der schlechteste Rat war, was man in der Situation hätte erhalten können. Ich habe mich Ende letzten Jahres dann mit einem privaten Insolvenzberater zusammengesetzt, der mir um einiges hat weiterhelfen können, aber - um ehrlich zu sein - habe ich momentan nicht einmal genügend Geld, um ihn für die Unterstützung beim Eröffnen eines Regelinsolvenzverfahrens zu bezahlen. Also lebe ich weiterhin mit der Angst, dass es an die Tür klopft, bzw. dass es wieder eine Hiobsbotschaft in der Post gibt. 

Ich habe zwar etliche Gläubiger, wo es um verhältnismässig kleine Summen geht, aber auch einige (z.B. Banken wg. Darlehen für eine Immobilie, bzw. das Finanzamt und Krankenkasse, usw.), die doch mit deutlich mehr zu Buche schlagen. Alles in allem habe ich ca. € 200.000 an Schulden.

Meine größten Probleme:

- Ich weiß gar nicht wie ich den Bussgeld überhaupt bezahlen soll, um nicht mit einer Strafe aus der geschilderten Situation herauszugehen (der frühere Freund hat brav bezahlt und das Ganze hinter sich gebracht). Mein Leumund und meine Reputation als Freiberuflerin würde durch eine Vorstrafe entsprechende Schaden davon tragen - und es mir noch schwieriger machen, mich irgendwann wieder auf festen finanziellen Füssen zu stellen.

- Ich kann seit geraumer Zeit meine Krankenversicherung nicht zahlen. Wg. der neuen Gesetzgebung kann ich sie nicht einmal kündigen. Ich bin jetzt leistungsfrei - aber verursache monatlich immer mehr Schulden ohne überhaupt zum Arzt gehen zu können.

- Mein Durchschnittseinkommen ist so gering (€500 - €800/Monat), dass ich längere Zeit keine Steuern habe abführen können. Das FA hat inzwischen eine Versicherung gepfändet, die wohl einiges begleichen wird (adieu Altersvorsorge), aber dennoch... Klar, dass das (auch wg. meiner Problemen mit der Steuerbehörde) überhaupt nicht gut aussieht! Ich habe deswegen auch einen riesen Angst, dass die mir bald verbieten freiberuflich weiter zu arbeiten! Wg. meines Alters, usw., mache ich mir kaum Hoffnungen, dass ich wieder eine entsprechende Festanstellung finde.

- Obwohl mangels sinnvollen Alternativen meine ganze Steueraufgaben noch beim alten Steuerberater liegen, ist selbstverständlich das Vertrauensverhältnis zwischen uns vollkommen gestört. Aber ich kann mir keinen neuen Steuerberater leisten - und traue mich (weder fachlich noch emotional) nicht die ganzen Sachen selbst in die Hand zu nehmen.

Was will ich?!? Ich suche dringendst eine(n) faire(n), umsichtige(n) und nicht allzu teuere(n) Insolvenzberater(in) sowie eine(n) gleichgelagerte(n) Steuerberater(in) im südlichen NRW (Raum Düsseldorf - Neuss - Grevenbroich), der mich beim kommenden schweren Weg begleiten und unterstützen kann. Ich lebe seit knapp zwei Jahren nur noch in einem Gefühl der Machtlosigkeit und Angst und ICH HABE ES SATT

Ich muss bald handeln - MUSS - wenn ich überhaupt einen Funken Lebensqualität retten möchte - und genug Elan bewahren will, um doch noch freiberuflich ein Auskommen zu haben. (Denn ich bin überzeugt, dass ich heute beruflich besser dastünde, wenn mich diese Gesamtsituation nicht so stark belasten würde.)

Danke im Voraus für alle konstruktiven Vorschläge oder Kommentare!

« Letzte Änderung: 23. März 2009, 16:04:10 von tinneka »
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foxtra

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Re: Regelinsolvenz
« Antwort #1 am: 23. März 2009, 18:27:31 »

Hallo tinneka,

erstmal willkommen hier im Forum! Mir ging es ähnlich, vor allem, was das Emotionale anging. Ich versuche mal, auf einiges einzugehen.

1. Den Rat der Schuldnerberatung empfinde ich als sträflich leichtsinnig. Man kann mit allen Gläubigern reden und sollte dies auch tun.

2. Was das Bußgeld angeht: Hier besteht die Möglichkeit der Ratenzahlung. Dieser Betrag stammt aus einer Straftat und kann meines Wissens nicht in die Insolvenz mit aufgenommen werden.

3. Ich an Ihrer Stelle würde mich arbeitslos melden. Prüfen Sie, ob Sie Anspruch auf Alg haben, ich denke, das sollte gegeben sein. Damit haben Sie das Problem der KV vom Hals. Was ist, wenn Sie krank werden? Melden Sie Ihr Gewerbe ab und stellen Sie sich zunächst Vollzeit zur Verfügung. Ggf. können Sie, wenn Sie nach einiger Zeit feststellen, keine Stelle bekommen zu können, wieder selbständig arbeiten und dazu einen Gründungszuschuß beantragen. Dieser wird unter bestimmten Voraussetzungen gezahlt und die Höhe richtet sich nach dem bewilligten Arbeiotslosengeld zzgl. € 300,- für soziale Leistungen, also KV.

4. Für Beihilfe zur Stuerhinterziehung ist man nicht unbedingt vorbestraft. Dies ist man erst ab einer bestimmten Höhe der Geldstrafe bzw. Haftstrafe.

5. Evtl. bestehende Schulden beim Finanzamt fließen in die RI. Das Finanzamt kann Ihnen nicht verbieten, die Selbständigkeit aufzugeben, aber sh. dazu mein Punkt 3.

6. Wenn Sie Ihrem derzeitigen Steuerberater nicht vertrauen, würde ich schleunigst darauf verzichten und überlegen, ob Sie überhaupt einen Steuerberater brauchen. Für das Regelinsolvenzverfahren sicher nicht.

7. Es wäre natürlich gut, wenn Sie einen Fachanwalt für Insolvenzrecht an Ihrer Seite hätten. Frage an die Runde: Kann ein solcher Anwalt nicht über Prozesskostenhilfe finanziert werden? Dann wäre das Problem vom Tisch.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schwer es ist - gerade bei Schulden aus Selbständigkeit - sich mit der Materie auseinander zu setzen. Aber mein DRINGENDER  Rat an Sie:

- Verfassen sie eine möglichst lückenlose Aufstellung hrer Verbindlichkeiten. Bestehend aus: Name und Anschrift des Gläubigers, Name und Anschrift des Rechtsvertreters, dessen Aktenzeichen, kurze Beschreibung der Verbindlichkeit, Höhe Hauptforderung, Höhe aufgelaufene Kosten, Höhe Gesamtforderung.

- Wenden Sie sich an Ihr zuständiges Insolvenzgericht. Bei einer Regelinsolvenz brauchen Sie vorher kein außergerichtliches Schuldenbereinigungsverfahren. Den Antrag auf Regelinsolvenz können Sie selbst direkt beim Insolvenzgericht stellen.

- Das Insovenzgericht eröffnet das Verfahren und damit sind erstmal alle Gläubiger ruhiggestellt udn Sie brauchen keine Angst mehr vor der Post zu haben (Sie glauben gar nicht, wie sehr GENAU DIES die Lebensqualität wieder erhöht!)

Sie werden sehen, Sie werden den Kopf wieder frei bekommen - ich spreche da aus eigener Erfahrung. Allerdings ist es ein mühsamer Weg, weil Sie sich mit jedem einzelnen Punkt Ihrer Gläubigerliste auseinandersetzen müssen. Aber es ist der einzige Weg, wieder in die Zukunft schauen zu können!

LG

Foxtra



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tinneka

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Re: Regelinsolvenz
« Antwort #2 am: 23. März 2009, 23:38:08 »

Hallo Foxtra,

vielen Dank für deine ausführliche Antwort. Einfach die Tatsache, dass ich (endlich) offen über einen Großteil der Dinge, die mich so belasten, habe schreiben können, war für mich eine kleine Erleichterung. Es gibt eben nicht viele Möglichkeiten über die eigenen Emotionen in so einer Situation zu reden. Entweder ist die Lage sowieso vorbelastet wg. den finanziellen Schwierigkeiten (z.B. mit meinem Lebensgefährten) oder es sind Menschen die entweder kein Verständnis oder keine Vorstellung von der Sachlage haben. Also bin ich eine von vielen, die meist einfach schweigen...

zu 2: Ja, ich weiss, dass das Bussgeld nicht mit in die Insolvenz gehen kann. Aber der Steuerfahnder hat in einem Gespräch erzählt, wenn man eine Rate nicht bedienen kann, geht das Ganze wieder von vorne los. Das gezahlte Geld wäre dann verloren und man fängt mir der Zahlerei wieder an.

zu 3: Wg. ALG habe ich bereit vor mehr als einem Jahr nachgefragt. Obwohl ich mehr als 20 Jahre gearbeitet habe, habe ich keinen Anspruch auf ALG, den meine letzte Anstellung liegt nun zu lange zurück. Wg. der Krankenversicherung wurde mir schon damals von der Schuldnerberatung empfohlen mich für Hartz IV anzumelden, aber das kann ich mir einfach nicht vorstellen. Ich müßte wahrscheinlich umziehen, bzw. so tun also ob ich bei meinem Lebensgefährten als Untermieter wohnen. Ich habe selbstverständlich nebenbei mich immer wieder um entsprechende Stellen beworben, aber ohne grosse Resonanz. Da werden eben die Jüngeren bevorzugt, da 'billig und willig'. Deswegen wurde ich ja schließlich - nach 15 Jahren Betriebszugehörigkeit - aus meiner letzten Stellung 'herauskomplimentiert'.

zu 4: Bei Entrichtung des Bussgeldes würde man von einer strafrechtlichen Verfolgung absehen. Aber wenn ich nicht zahlen kann, käme das Ganze eben vor Gericht.

zu 5: Mir wurde immer gesagt, just diese Schulden fielen nicht weg?!?! Und - mir geht es nicht darum meine Selbstständigkeit aufzugeben, sondern sie unbedingt ungehindert weiter ausführen zu können.

zu 6: Einen Steuerberater würde ich brauchen wg. die Voranmeldungen, die wg. der Immobilie notwendig sind. Theoretisch gibt es aus der Richtung ein Einkommen, die aber direkt an die Bank geht und gänzlich zur Tilgung der Kredite verwendet wird. Ausserdem decken die Mieteinkommen die laufenden Raten nicht ab. Die Kredite laufen über ca. € 120,000; letztes Kaufangebot: €23,000

zu 7: Danke für den Tipp bzgl. Prozesskostenhilfe. Es würde mich wirklich interessieren, ob es damit klappen könnte.

Danke für den Rat wg. der Liste. Teilweise besteht sie natürlich schon, aber eben nicht (mehr) lückenlos. Da müßte ich eine aktuelle anfertigen.

Eine letzte Frage: Diese Situation schleppe ich nun - wie gesagt - ca. 2 Jahre mit mir herum. Lauf ich da Gefahr der Insolvenzverschleppung bezichtigt zu werden?!?!?

Nochmals: Vielen, vielen Dank!
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foxtra

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Re: Regelinsolvenz
« Antwort #3 am: 24. März 2009, 08:27:37 »



Eine letzte Frage: Diese Situation schleppe ich nun - wie gesagt - ca. 2 Jahre mit mir herum. Lauf ich da Gefahr der Insolvenzverschleppung bezichtigt zu werden?!?!?


Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Aber allzuviel Zeit sollten Sie nicht mehr verstreichen lassen.
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