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Schulden und Insolvenz Hilfe Forum

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Autor Thema: Wir haben uns entschieden  (Gelesen 5404 mal)

Faxi

Wir haben uns entschieden
« am: 03. März 2010, 09:55:47 »

Hallo liebe Forumsmitglieder,

seit einiger Zeit schon lese ich in Eurem Forum mit und hab mich nun endlich entschieden, mich anzumelden. Danke vorab schon mal an alle, die hier ihre Erfahrungen und Informationen an alle Betroffenen weiterleiten.

Nun zu uns...

Wir haben im letzten Jahr nach Beginn der Wirtschaftskrise unsere Selbständigkeit beendet und sind dabei mit einem großen Minus heraus gegangen. Durch vertragliche Verpflichtungen belaufen sich unsere Schulden nun auf ein Summe von ca. 100.000€ (fast alles große Banken), die wir aber bisher bedient haben. Wir hatten das Glück, beide gleich eine gut dotierte Festanstellung zu erhalten. Dennoch hatten wir in dieser Zeit, also seit gut einem Jahr, so wenig zu Leben übrig, so dass wir uns immer wieder gefragt haben, wöfür wir das eigentlich leisten, wenn uns dann nichts mehr zum Leben übrig bleibt. Nur um eine Insolvenz zu vermeiden...? Ist das der richtige Weg?
Die Banken haben einer Umschuldung nicht zugestimmt, haben uns ins Gesicht gelacht und gesagt:"Na dann gehen sie doch in die Insolvenz."

Seit wir uns entschieden haben, in die Insolvenz zu gehen, geht es uns deutlich besser und wir sind befreiter. Irrsinniger Weise bleibt uns bei einer Insolvenz mehr von unserem Geld übrig, als es jetzt der Fall ist.
Wir haben monatliche Verbindlichkeiten in Höhe von ca. 2.500 €, verdienen netto pro Person ca. 1.700 - 1.900 € netto. Es bleiben uns also ca. 1.100 € im Monat zum Leben.
Bei einer Insolvenz aber bleiben uns laut Pfändungstabelle gemeinsam ca. 2.200 bis 2.400 €.
Also warum dann eine Insolvenz verhindern, wennd dann alles leichter wird?

Nun sind wir auf der Suche nach einem geeigneten Anwalt.
Der erste Beratungstermin bei einer Anwältin kostete uns 250 € für eine halbe Stunde, dann erhielten wir eine Kostenaufstellung für unseren Fall und wir sollten bei dem ganzen Verfahren dann ca. 9.000 € für uns beide bezahlen, aber bitte vorab und ohne Stundung. Wie soll man denn 9.000 € aufbringen, wenn man doch eh schon nichts hat?

Nun haben wir im Internet den RA Franzke aus Berlin gefunden, der wohl eine bessere Kostentransparenz. Erfahrung mit ihm ...gleich null. Hat sich aber sehr zuverlässig mit uns in Verbindung gesetzt. Den Weg aus Ba-wü. nach Berlin würden wir auch machen.

Ein weiterer Anwalt aus unserer Nähe hat uns ein Angebot mit einem Stundensatz von 150 € unterbreitet. Keine Ahnung, wieviel unterm Strich dann rauskommt. :gruebel:

Wir sind ziemlich verwirrt und brauchen Eure Hilfe.

Unser Arbeitgeber ist informiert und sieht die Sache sehr locker, will uns helfen, den besten Weg aus der Sache zu finden.

Nun meine Fragen:

1. Ist es sinnvoller einen Anwalt aus der näheren Umgebung zu suchen oder wäre jeder Anwalt möglich?

2. Wie groß ist die Warscheinlichkeit, dass die Banken einem Vergleich zustimmen? (Unser Arbeitgeber will uns dabei mit einer größeren Summe behilflich sein). Eine monatlich hohe Summe von ca. 1.200 € wäre auch denkbar, aber ist das sinnvoll?

3. Macht es Sinn, ein Konto von einer Freundin eröffnen zu lassen? Denken, dass unsere Bank trotz reinem Guthabenkonto das Konto kündigen wird.

Haben zwar ein wenig Angst nun doch diesen Schritt zu wagen, glauben aber, dass es der bessere Weg ist, als sich jeden Monat gedanken zu machen, wie man den Monat übersteht.

Vielen lieben Dank an alle, die sich uns annehmen. :thumbup:
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makro

  • Gast
Re: Wir haben uns entschieden
« Antwort #1 am: 03. März 2010, 10:24:24 »

Also wenn es doch nur ein paar Gläubiger sind, wozu dann ein Anwalt? Ich denke wenn der Überblick da ist, alle Unterlagen vollständig dann ist es meiner Meinung nach unproblematisch das ganze ohne Anwalt anzugehen. Das habe ich mit meinen knapp 40 Gläubigern und einer Gesamtsumme von ca. 170.000 EUR auch gemacht und das ohne Probleme.

Was denn nun? Vergleich oder Insolvenz? Ich bezweifel, aus meiner Erfahrung, das die Bank einem Vergleich zustimmt, meine hat auch gesagt " gehen se doch in die Insolvenz"
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doktor mabuse

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Re: Wir haben uns entschieden
« Antwort #2 am: 03. März 2010, 11:14:03 »

Hallo Faxi,

erstmal Hut ab vor diesem ersten Schritt, ich gebe Makro recht, bei wenigen Gläubigern braucht man wohl vorerst keinen Anwalt.
Ich würde jedoch trotzdem eine SB-Stelle  aufsuchen, es gibt viele brauchbare die auf Honorarbasis arbeiten. Dort zahlt man zwar auch für die Dienstleistung, aber ich fand das sehr angenehm und fühlte mich gut betreut.
Sie übernimmt z.B. auch die Korrospondenz mit den Gläubigern für den aussergerichtlichen Schuldenbereinigungsplan. Vielleicht stimmen ja da bereits alle Gläubiger zu und eine Insolvenz ist abgewendet. Bei einem Scheitern des Plans, muß eh eine "geeignete" Stelle das Scheitern bestätigen.
Wenn der Entschluß ohnehin gefasst ist,gilt es im Eigenen Interesse einige Dinge zu beachten. Ich würde ab sofort alle Zahlungen an die Gläubiger einstellen, statt auf Lastschriften auf Eigenüberweisung umstellen (Miete, Strom, Versicherung etc.) da nach einer Insolvenzeröffnung ein Th höchstwahrscheinlich die Lastschriften der letzten Wochen zurückbuchen wird und somit neue Verbindlichkeiten entstehen. Dies kann bei Überweisungen nicht passieren.
Es macht auch Sinn, sich ein neues Guthaben-Konto zuzulegen, denn wenn die vorhandenen Konten im Minus sind, werden es Insolvenzgläubiger. Sind sie im Plus, sollte man das Guthaben möglicht klein halten um ev. kommenden Pfändungen wenig Futter zu geben.

Das sind wie gesagt, meine persönlichen Erfahrungen, Andere mögen es vielleicht anders machen.

Eine Inso ist kein Zuckerschlecken, es gibt einige Stolperfallen und vieles scheint nicht logisch,aber der innere Druck lässt sicher nach, wenn man sich konsequent einmal für diesen Weg entschieden hat.

Viel Erfolg,

Gruß
Doktor Mabuse
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Feuerwald

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Re: Wir haben uns entschieden
« Antwort #3 am: 03. März 2010, 12:21:57 »

Wir haben

-> wer ist wir?


unsere Selbständigkeit beendet

-> Rechtsform?
-> Zahl der Gläubiger?
-> Verbindlichkeiten aus alten Arbeitsverhältnissen (bspw. Sozialkassenschulden?)


Wir haben monatliche Verbindlichkeiten in Höhe von ca. 2.500 €

-> Sie meinen laufende Kosten? Raten an Banken? Was ist da alles drin?


verdienen netto pro Person ca. 1.700 - 1.900 € netto.

-> Kinder?  Familienstand?


Es bleiben uns also ca. 1.100 € im Monat zum Leben.

-> nach Abzug von was?

Bei einer Insolvenz aber bleiben uns laut Pfändungstabelle gemeinsam ca. 2.200 bis 2.400 €.

-> das müsste man prüfen. Davon müssen Sie Miete, Strom, Telefon, Versicherungen, Lebenshaltung  etc. pp bezahlen.


Wie soll man denn 9.000 € aufbringen, wenn man doch eh schon nichts hat?

-> bspw. in den man die Raten an die Gläubiger einstellt. 9.000,- Euro ist jedoch eine sehr sehr sehr stolze Summe.  Rechnen Sie ca. 600 bis 800 x für den AEV sowie für die reine Antragshilfe für eine (1) Verbraucherinsolvenz durch einen RA oder eine Beratungsstelle (Massenberatung).
und durchaus etwas mehr, wenn ein vernünftiger (sic!) Eignungsversuch unternommen werden soll und Sie vernünftig betreut werden wollen.


1. Ist es sinnvoller einen Anwalt aus der näheren Umgebung zu suchen oder wäre jeder Anwalt möglich?

-> die Frage ist doch, was erwaten Sie sich von einem Anwalt?  Die reine Antragstellung? Regel- und/oder Verbraucherinsolvenz? Schon geprüft? Oder wollen Sie nochmals eine „ernsten“ außergerichtlichen Einigungsversuch mit den Banken unternehmen?


2. Wie groß ist die Warscheinlichkeit, dass die Banken einem Vergleich zustimmen? (Unser Arbeitgeber will uns dabei mit einer größeren Summe behilflich sein). Eine monatlich hohe Summe von ca. 1.200 € wäre auch denkbar, aber ist das sinnvoll?

-> Chancen gibt es immer.


3. Macht es Sinn, ein Konto von einer Freundin eröffnen zu lassen? Denken, dass unsere Bank trotz reinem Guthabenkonto das Konto kündigen wird.

-> Nein.
Gespeichert
- <a href="https://www.sido.org">Schuldnerberatung für Selbständige - Bundesverband Selbständige – sido! e.V.</a>

- <a href="https://www.sido.org/informationen/insolvenz.pdf">Ratgeber Insolvenz für Selbständige – Regelinsolvenz- Unternehmensinsolvenz</a><br>
 

Faxi

Re: Wir haben uns entschieden
« Antwort #4 am: 03. März 2010, 13:06:57 »

Wow...mit einer so schnellen Antwort habe ich gar nicht gerechnet :wink:

Danke dazu erst mal und nun meine Antworten auf die vielen Fragen.

Wir sind mein Ehemann und ich, Kinder haben wir keine.

Die Selbständigkeit war ein Einzelunternehmen, eingetragen auf meinen Mann, also keine GmBH oder sonstiges.

Anzahl der Gläubiger: 13, alles Banken, keine Verbindlichkeiten aus Sozialversicherungen, lediglich das Finanzamt ist nun ganz frisch (seit ca. 14 Tagen) aus dem Einkommenssteuerausgleich 2008 mit 3.100 € dabei.

Eine Regelinsolvenz für meinen Mann kommt dann wohl nicht in Frage, hier muss ja die Gläubigeranzahl bei mindestens 19 liegen.

Die Höhe unserer monatlichen Verbindlichkeiten an die Banken beträgt 2.500 €, uns bleiben also zum Leben für Miete, Essen, Kleidung etc. noch 1.100 € übrig. Vorausgesetzt aber, dass wir immer einen so hohen Verdienst haben. Aufgrund der Auftragslage kann sich unser monatlicher Verdienst aber ändern, was eben auch in diesem Monat nun der Fall ist (gemiensam 3.000 €) und wir haben für den März dann nur noch 500 € übrig, könnten also Miete, Versicherungen, Nahrung nicht mehr bedienen. Hier bricht das Kartenhaus nun zusammen.

Laut Pfändungstabelle bleiben uns von unserem Nettoeinkommen ca. 1.150 - 1.250 € pro Verdiener übrig. Wir sind beide in einem festen Angestelltenverhältnis, beide beim gleichen Arbeitgeber. Verdienst pro Person schwankt monatlich und bewegt sich bei 1.700 bis zu 2.000 € monatlich. Bei einer Insolvenz können wir wieder etwas aufatmen und wieder leben.

9.000 € für die Anwältin erschien uns auch sehr viel.

Von einem Anwalt erwarte ich folgendes:

- Begleitung und Betreuung bei einer möglichen außergerichtlichen Einigung. Ich sehe unsere Chance nicht ganz aussichtslos aufgrund der hohen Gehälter und / oder einer möglichen Einmalzahlung. Wobei ich gerne gewillt bin etwas mehr an den Anwalt zu bezahlen, soweit die Betreuung und Erreichbarkeit des Anwaltes auch gegeben ist. 9.000 € sind uns aber definitv zuviel. :nono:
600 - 800 € ist im Rahmen und in unserer Kalkulation enthalten. Den Versuch der außergerichtlichen Eingung muss ich doch eh unternehmen, weil es vom Gesetz vorgeschrieben ist, dann doch gleich in der Form, so dass evtl. noch Chancen bestehen. Oder liege ich da falsch? :?

- Einreichung des Antrages falls es zu einer Insolvenz kommen sollte und Betreuung bei der Erledigung des Schriftkrams. Das heißt nicht, dass ich dem Entziehen möchte, aber bei Fragen einen Ansprechpartner habe.

- Auch wünsche ich mir einen Anwalt, der nach dem Antragsverfahren noch mein Ansprechpartner ist, falls Schwierigkeiten auftreten. Ich seh schon, ein Anwalt in der Nähe wäre dann wohl die bessere Wahl.
 
Wir sind beide sehr stark beruflich involviert und das ist ja auch gut so, snst würde ja nichts mehr übrig bleiben. Brauchen aber deshalb einen echten Partner an unserer Seite.

Unser Girokonto ist nicht im Minus, haben bereits ein reines Guthabenkonto, denke aber, dass die Volksbank trotzdem sperren wird, sobald sie davon erfährt. Hab ich so aus einigen Forumsbeiträgen entnehmen können.

Also werden wir uns mal nach einer neuen Bank umsehen. In den AGB´s der Banken steht aber auch immer wieder, dass man den Banken den Stand der finanziellen Situation offen darlegen muss, deshalb denke ich, werden wir Schwierigkeiten bekommen. Auch wenn noch kein Eintrag vorhanden ist.

Ich brauch wohl keinem hier zu erzählen, wie stark der Druck ist, allem gerecht zu werden. Man will irgendwie alles regeln und klären, sodass alle Seiten zufrieden sind, es erscheint aber fast unmöglich. Ich verstehe aber den Gedankengang der Banken nicht. Wenn ich eine Insolvenz anmelde, erhalten die doch viel weniger. Der TH bekommt doch ebenfalls Geld, dass er sich wohl aus der Masse gleich zieht. Bei einer monatlichen Ratenzahlung wäre doch die Rückzahlungssumme deutlich höher.

Vielen herzlichen Dank für Eure Hilfe und ich bitte immer um ungeschminkte Worte. Schmeicheleien helfen keinem weiter und ich wünsche auch keinen, der mir den Kopf streichelt und sagt, alles wird gut.
Das ist ein Schritt, zu dem wir uns bewußt entschieden haben und mittlerweile sachlich betrachten. Emotionen hatten wir bereits genug. Es ist ein Verfahren, dass es zu überwinden gilt. Mit allen Hürden und Schwierigkeiten. Wir glauben auch nicht, dass es ein Zuckerschlecken wird. Aber es wird wohl im Vergleich auf die jetzige Situation die bessere Wahl sein.
Also lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.
Gespeichert
 
 

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