
Schulden und Insolvenz Hilfe Forum
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Submitted By: Dauerstress Date: 27. Oktober 2016, 23:46:13 Views: 847 |
Ein klassischer Fall Es ging schnell abwärts mit Ralf Meier*. Seine Eltern hatten nie viel verdient, umso verführerischer war für ihn das Gefühl, als er zu arbeiten begann und selbst Geld verdiente. Er kaufte sich Klamotten davon, er wollte den Mädchen imponieren. Das Geld reichte nicht, mit 18 Jahren nahm Meier den ersten Kredit auf: 1 000 Mark. Er lernte die falschen Leute kennen, begann zu trinken, die Schulden wuchsen. Er heiratete und zeugte ein Kind, die Ehe wurde geschieden, auch das kam ihm teuer zu stehen. Seinen Lebensstandard hat er trotzdem nicht gesenkt - er verdiente ja gut. Der Briefkasten füllte sich mit Mahnungen, sein Konto wurde gepfändet, und eines Tages stand der Gerichtsvollzieher vor der Tür. Spätestens da begriff Meier, dass er ein Problem hat. Ein Problem, das immer mehr Menschen in Deutschland bedrückt: Überschuldung. Allein in der ersten Hälfte des Jahres 2003 beantragten 15 667 Privathaushalte Insolvenz, meldeten sich also zahlungsunfähig - deutlich mehr als in den Jahren zuvor. Längst nicht bei allen liegt das am teuren Lebenswandel. Mancher kam mit seinem Geld bisher gerade so hin - aber jetzt kommen immer neue Belastungen: Die Beiträge für die Krankenkassen steigen ebenso wie Kitagebühren und manche Miete. "Früher hieß es: Wer Schulden hat, ist schuld", sagt Susanne Vetter, Schuldnerberaterin bei der Caritas Berlin. "Heute kommen zu uns aber immer mehr Menschen, die Arbeit haben und trotzdem ihre Familie nicht mehr versorgen können. Es trifft alle, auch Selbstständige und Abteilungsleiter." Arbeitslose sind noch ärger betroffen. Sie sollen künftig nach den Plänen der rot-grünen Bundesregierung kürzer Arbeitslosengeld bekommen als bisher, zudem soll die Arbeitslosenhilfe mit der Sozialhilfe zusammengelegt werden. Der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV), Marius Stark, schätzt, dass schon jetzt drei Millionen Privathaushalte in Deutschland überschuldet sind. Er warnt, dass diese Zahl steigen wird - wenn die Politik nicht mehr in Vorsorge und Hilfe für die Betroffenen investiert. Zurzeit sind in Deutschland unter dem Dach der AG SBV 1 050 Beratungsstellen organisiert; ein Drittel wird von den Kommunen getragen, zwei Drittel von Verbraucher- und Wohlfahrtsverbänden. "Wir bräuchten doppelt so viele Beratungsstellen", sagt Stark. "Wenn die Verantwortlichen nicht reagieren, liegen die Leute dem Staat irgendwann zwangsläufig auf der Tasche, beispielsweise als Sozialhilfeempfänger. Das würde teurer als das, was für die Beratungsstellen ausgegeben wird." Tatsächlich hat eine Untersuchung der Evangelischen Fachhochschule Berlin ergeben, dass die örtlichen Beratungsstellen dem Land pro Jahr gut 14,7 Millionen Euro ersparen. Heute müssen Verschuldete im Schnitt etwa ein halbes Jahr warten, bis ihnen geholfen werden kann. "Für die Betroffenen ist das fatal", sagt Stark, "so kommen sie oft aus dem Strudel nicht heraus." Viele Beratungsstellen können zunächst nur allgemeine Tipps geben; sie bieten Kurzberatungen an, die das Schlimmste verhindern sollen. Nachhaltiger Beistand aber braucht Zeit. Besonders, wenn die Helfer mit den Schuldnern ein Insolvenzverfahren vorbereiten. Erfüllen diese sechs Jahre lang bestimmte, harte Vorgaben, sind sie danach von ihren Schulden befreit. Doch muss es so weit erst kommen? Wäre Prävention nicht besser? "Viele haben als Kinder nicht gelernt, sich ihr Geld einzuteilen", sagt Caritas-Beraterin Vetter. Deshalb geht sie an die Schulen und übt das mit den Kindern. Stark fordert sogar, den Umgang mit Geld, Konten und Krediten vermehrt in die Lehrpläne aufzunehmen. "Schließlich wird das alles immer komplizierter." Außerdem lockt die Werbung verstärkt für Produkte, die man auf Raten kaufen kann; oft summieren sich solche Posten dann höher, als man es ertragen kann. Ralf Meier häufte 200 000 Euro Schulden an. Er zögerte lange, bis er zur Beratung ging, denn er schämte sich für seine Situation. Als er aber Panikattacken bekam, da hat es ihm gereicht. Im Mai 2003 ist sein Insolvenzverfahren eröffnet worden. Anfangs hat ihn das belastet, doch mittlerweile hat er sich damit abgefunden. Meier, der in seinem Beruf Sakko und Krawatte trägt, sagt: "Mir sieht das doch keiner an, dass ich Schulden habe." Sogar eine Selbsthilfegruppe hat er gegründet. Zunächst kam keiner, mittlerweile sind sie oft zu viert. Meier weiß, wovon er spricht, wenn er sagt: "Allein schafft man das nicht." Quelle/gesamter Beitrag: berlinonline.de |
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