Hallo ThoFa und dobberstein,
ich finde die Ansicht von Spike gar nicht so daneben.
Zwar ist der Vergleich mit Schwerverbrechern oder Kinderschändern etwas drastisch, aber wenn man sich auf den Foren der "Gegenseite" (Gläubiger und ihre Vetreter) bewegt, ist der teils ungezügelte Haß auf uns Schuldner deutlich zu vernehmen.
Natürlich ist dies in vielen Fällen verständlich (würde mir mit Sicherheit genauso gehen, wenn ich Gläubiger wäre), aber es artet doch schon stellenweise in kriminell zu bezeichnende Aussagen, wogegen die Ansicht von Spike noch als "human" gewertet werden darf!
Die Sache mit "an den Pranger stellen" ist gar nicht so falsch. Die Öffentlichmachung durch das Insolvenzgericht hat die Aufgabe, die Gläubiger zu informieren und andere aufzufordern nichts mehr an den Schuldner zu bezahlen. So gesehen macht die Veröffentlichung Sinn, führt aber dazu, daß das Grundrecht des Schuldners auf Datenschutz ausgehebelt und dieser vor der Öffentlichkeit bloßgestellt wird. Dies ist die exakte Definition des Prangers!
Genau dies geschieht auch dann, wenn Banken, Arbeitgeber, Vermieter, usw. informiert werden, was nach meiner Auffassung als reine Schikane zu bezeichnen ist, da nicht davon auszugehen ist, dass der Schuldner der als letzten Ausweg die PI sieht, im Fall der Bank noch einmal schnell ein paar zehntausend Euro aufs Konto bekommt und die dann verschwinden lässt.
Ebenso verhält es sich mit Arbeitgeber und Vermieter. Die paar Kröten, die der Vermieter als Kaution auf einem Konto hütet, würden beim Übergang in die Insolvenzsumme bei den meisten Schuldnern nicht mal die reinen Zinsen der Gläubiger für einen Monat decken.
Mit dem Informieren des Arbeitgebers stellen sich die dabei Beteiligten (Gläubiger, Treuhänder und Gericht) oft selbst ein Bein. Es ist zwar arbeitsrechtlich gesehen kein Grund dem Mitarbeiter wegen PI zu kündigen, aber ein anderer Grund ist im heutigen Arbeitskampf schnell gefunden. Und ein Arbeitnehmer, der sich mit dem Verweis auf seine PI im Bewerbungsschreiben auf Jobsuche begiebt, wird schon im ersten Auswahlverfahren aussortiert. Sollte der Schuldner aber vom Rausschmiss verschont bleiben, ist ein beruflicher Aufstieg und ein damit verbundener höherer Verdienst (was auch den Gläubigern zugute käme) mit dem Makel PI unerreichbar (Eigenerfahrung).
Hier wäre vom Gesetzgeber, den Insolvenzgerichten und dem Treuhänder mehr Fingerspitzengefühl gefordert, was im Endeffekt auch den Gläubigern zugute käme!
Als Beispiel sollte man sich mit der PI im Ausland beschäftigen, hier wird dem Schuldner in wesentlich kürzerer Zeit die RSB erteilt, oder z.B. in den USA ist das Einkommen komplett unpfändbar.
In Deutschland wurde die PI ins Leben gerufen, um dem Schuldner die Möglichkeit zu geben, aus der Überschuldung rauszukommen und wieder ein "normales" Leben zu führen.
Genau dies wird aber in letzter Zeit vermehrt durch Schlupflöcher von den Gläubigern untergraben. Ein Beispiel hierfür ist, dem Schuldner "unerlaubte Handlung" vorzuwerfen, z.B. zu behaupten, der Schuldner hätte bei Aufnahme des Kredits schon wissen müssen, dass er einmal zahlungsunfähig sein wird und sie kommen damit auch noch bei Gericht durch.
Das Insolvenzgericht erteilt dadurch keine RSB und der Gläubiger kann nach 6 Jahren fröhlich weiterpfänden. Sollte dies Schule machen, wird das ganze Insolvenzrecht ad absurdum geführt. Soviel zum "normalen Leben" nach der Restschuldbefreiung.
Dies gilt auch, um wieder auf das eigentliche Thema des Threads zurückzukommen, für Auskunfteien wie Creditreform und Konsorten. Es gibt inzwischen so viele dieser Unternehmen, dass kein Bürger mehr weiss wo seine Daten gespeichert sind und wenn überhaupt einmal gelöscht werden. Bei den großen kann man dies Abfragen und gegen unerlaubt gspeicherte Daten vorgehen, aber was ist mit den anderen, deren Namen keiner kennt und die nur über ihre Server Handelsunternehmen, Telefongesellschaften, usw. mit Daten versorgen? Die Server stehen irgendwo auf den Fidschi Inseln oder auf den Bahamas, dort überpüft niemand ob die Daten von einem deutschen Schuldner nach 4 Jahren mal gelöscht werden.
viele Grüße