Das will der Arbeitgeber aussitzen ? Lachhaft.
Es gibt 2 Handlungsmöglichkeiten.
1. In Zusammenarbeit mit dem Arzt aufgrund der Depression am Besten öfters mal krankschreiben.
2. Die wenigsten Arbeitnehmer (und auch Anwälte aus dem Feld des Arbeitsrechts) wissen, dass auch ein Arbeitnehmer den Arbeitgeber abmahnen kann. Das ist aber durchaus der Fall und eine Abmahnung ist im Grunde genommen nur eine Dokumentierung, dass das Verhalten des Vertragspartners in Bezug auf den Arbeitsvertrag nicht in Ordnung ist und der Abgemahnte sein Verhalten zu ändern hat.
Ich garantiere Dir, dass dem AG nach Erhalt der Abmahnung einer seiner Angestellten erstmal die Kinnlade runterfällt, der seinen Hausjuristen anruft und der dann auch erstmal sprachlos ist. Es ist sagen wir mal nicht üblich und den Beteiligten fehlt die Erfahrung damit umzugehen. Läßt er sie unbeachtet (also widerspruchslos) wird sie auf alle Fälle wirksam. Widerspricht er ihr, muss er das inhaltlich begründen. Später wird man ggf. Zeugen für die Darlegung von Sachverhalten brauchen oder anderweitige Dokumentation jedoch dürfte dem Arbeitgeber das Prozedere insgesamt nicht schmecken. Es hat halt auch den Vorteil für den Arbeitnehmer, dass er aktiv etwas tut, erfordert natürlich auch etwas Mut und ist im Falle einer Depression nicht ganz einfach. Ggf. hilft aber auch eine Kombination aus 1 und 2.
Sollte der Arbeitgeber über einen längeren Zeitraum das Spiel nicht beenden wollen (was ihm eine Menge Geld kosten kann) kann auch der Arbeitnehmer das Vertragsverhältnis beenden und eine Entschädigung in Form einer Abfindung verlangen. Das ist sicherlich ein schwierigeres Unterfangen und da braucht man einen erfahrenen und willigen Anwalt ich halte das aber für möglich, wenn der Arbeitgeber den Arbeitnehmer offenbar nur nötigt und schikaniert, damit dieser selbst kündigt und der AG sich eine mögliche Abfindung erspart. Fälle aus der Praxis sind mir nicht bekannt, halte das aber für ein spannendes Thema.
Solche Mobbingsituationen sind nicht einfach aber leichter zu meistern, wenn sie von oben nach unten (also nur vom Chef/Vorgesetzten) kommen, der Rückhalt im Kollegenkreis aber funktioniert. Andersrum ist es deutlich schwieriger, wenn die Kollegen mobben und der Chef zu einem hält. Einfach weil man mit denen mehr und häufiger Kontakt hat. Ich empfehle Dir Dich mit dem Thema Mobbing und Abhilfe durch entsprechende Bücher näher zu beschäftigen und vor allem ein Mobbingtagebuch zu führen. Alles Aktive hilft hier, alles Passive steigert nur die Depression. Wobei ich natürlich sagen muss, dass Mobbing Kraft kostet. Auch ich habe einen solchen Fall hinter mir und hatte mal einen zeitweisen (arbeitsbedingten) Burnout was im Grunde auch eine Depression ist, die sich eben auf das Arbeitsumfeld beschränkt. Sobald man das Arbeitsumfeld wechselt, verschwinden in aller Regel auch die Symptome man sollte aber begleitende ärztliche Behandlung weiterführen. Bei mir war das vor etlichen Jahren (dürften jetzt 10 Jahre her sein und erfreu mich heute bester Gesundheit und Laune).
Achja - vielleicht noch der Aspekt mit der Gefährdung der RSB. Wenn man unter diesen Umständen selbst ein Arbeitsverhältnis kündigt sehe ich grundsätzlich keine Probleme. Niemand muss einen gesundheitsgefährdenden Job ausführen und es gilt auch im Wesentlichen die freie Wahl der beruflichen Betätigung gem. Art.12 GG. Man muss sich halt dann um einen neuen Job ernsthaft bemühen und darf den alten nicht völlig willkürlich beenden. Aber hier gibt es ja einen triftigen Grund und wenn das Ganze auch noch medizinisch indiziert ist ...
Es gibt übrigens noch weitere Möglichkeiten seinem AG auf die Nerven zu gehen. Deutschland und die EU ist das Land der Vorschriften, es gibt dolle Unfallverhütungsvorschriften, Arbeitsplatzrichtlinien, Umgang mit Gefahrstoffen, usw. usw. - je nach Job. Wenn man sich hier näher mit den Details befasst, finden sich fast immer Angriffspunkte. Sei es Kopfschmerzen vom Ozon der Laserdrucker, oder was weiß ich. AG haben eine extrem hohe Fürsorgepflicht für ihre Arbeitnehmer, kommen aber in den seltensten Fällen nach. Im Zweifel dürfen sie auch selbst auf Missstände aufmerksam machen und die Berufsgenossenschaft zur Inspektion einladen. Aber das nur nebenbei. Ich weiß auch, dass man bei Depressionen Konfrontationen meiden soll und wird.
Alles Gute - und im Zweifel immer auf die Gesundheit achten. Gesundheit geht immer vor RSB, meine ganz bescheidene Meinung.