"

Schulden und Insolvenz Hilfe Forum

Bitte logg dich ein oder registriere dich.

Einloggen mit Benutzername, Passwort und Sitzungslänge
Erweiterte Suche  

Neuigkeiten:

Herzlich Willkommen im neuen Board!
Der Redaktion des Forums, bzw. den Moderatoren ist es per Gesetz untersagt, individuellen Rechtsrat zu erteilen. Das Forum dient dem allgemeinen Erfahrungsaustausch der Nutzer und der Vermittlung allgemein gehaltener Informationen. Deshalb unser Rat: wendet Euch zwecks Rechtsberatung immer an eine Schuldnerberatungsstelle, einen Rechtsanwalt oder die Rechtsberatungsstellen beim zuständigen Amtsgericht.
Das Recht der Teilnehmer untereinander, gegenseitig Mitteilungen über ihre jeweilige Meinung zu machen, bleibt davon unberührt und stellt auch keine Rechtsberatung dar!
Und nicht vergessen: auch hier gibt es Forenregeln, die es zu beachten gilt!

Autor Thema: Selbst Kündigen  (Gelesen 1955 mal)

Southtown_m

  • Grünschnabel
  • **
  • Karma: 0
  • Offline Offline
  • Beiträge: 28
Selbst Kündigen
« am: 14. Januar 2014, 10:34:04 »

Hallo Leute,
folgendes Problem. Ich war nun seit 15 Monaten an Depressionen erkrankt und mir ging es Gott sei Dank wieder besser.
Nun seit 2 Monaten werde ich Geschäft vom Chef regelrecht gemobbt und fertig gemacht.
Mein Arzt hat mir geraten sofort zu kündigen und schreibt hierfür auch ein Attest fürs Amt ect.
Mein gesundheitlicher Zustand hat sich dermaßen verschlechtert und mein Arzt sich Sorgen macht, dass ich einen kompletten Rückfall erleide. Drum diese Entscheidung.

Der Chef meinte mit einem dicken Grinsen, er kündigt mir nicht, dann solle ich das selber tun.

Jetzt habe ich natürlich Angst wenn ich diesen Schritt gehe, das ich trotz Attest meines Arztes meine INSO mit RSB gefährde. Ich war wegen Depri auch Monate in stationärer Behandlung.... Also ist nichts irgendwie das ich keine Lust habe o.ä.

Meinen TH erreiche ich natürlich wie immer nicht und habe eine Email geschrieben.

Hat jemand schon sowas durchgezogen?

Wäre um jede schnelle Antwort sehr dankbar. Drehe sonst bald durch.  :Oh_no:

Liebe Grüße
Southi
Gespeichert
 

tomwr

Re: Selbst Kündigen
« Antwort #1 am: 14. Januar 2014, 14:07:46 »

Das will der Arbeitgeber aussitzen ? Lachhaft.  :wink:

Es gibt 2 Handlungsmöglichkeiten.

1. In Zusammenarbeit mit dem Arzt aufgrund der Depression am Besten öfters mal krankschreiben.

2. Die wenigsten Arbeitnehmer (und auch Anwälte aus dem Feld des Arbeitsrechts) wissen, dass auch ein Arbeitnehmer den Arbeitgeber abmahnen kann. Das ist aber durchaus der Fall und eine Abmahnung ist im Grunde genommen nur eine Dokumentierung, dass das Verhalten des Vertragspartners in Bezug auf den Arbeitsvertrag nicht in Ordnung ist und der Abgemahnte sein Verhalten zu ändern hat.

Ich garantiere Dir, dass dem AG nach Erhalt der Abmahnung einer seiner Angestellten erstmal die Kinnlade runterfällt, der seinen Hausjuristen anruft und der dann auch erstmal sprachlos ist. Es ist sagen wir mal nicht üblich und den Beteiligten fehlt die Erfahrung damit umzugehen. Läßt er sie unbeachtet (also widerspruchslos) wird sie auf alle Fälle wirksam. Widerspricht er ihr, muss er das inhaltlich begründen. Später wird man ggf. Zeugen für die Darlegung von Sachverhalten brauchen oder anderweitige Dokumentation jedoch dürfte dem Arbeitgeber das Prozedere insgesamt nicht schmecken. Es hat halt auch den Vorteil für den Arbeitnehmer, dass er aktiv etwas tut, erfordert natürlich auch etwas Mut und ist im Falle einer Depression nicht ganz einfach. Ggf. hilft aber auch eine Kombination aus 1 und 2.

Sollte der Arbeitgeber über einen längeren Zeitraum das Spiel nicht beenden wollen (was ihm eine Menge Geld kosten kann) kann auch der Arbeitnehmer das Vertragsverhältnis beenden und eine Entschädigung in Form einer Abfindung verlangen. Das ist sicherlich ein schwierigeres Unterfangen und da braucht man einen erfahrenen und willigen Anwalt ich halte das aber für möglich, wenn der Arbeitgeber den Arbeitnehmer offenbar nur nötigt und schikaniert, damit dieser selbst kündigt und der AG sich eine mögliche Abfindung erspart. Fälle aus der Praxis sind mir nicht bekannt, halte das aber für ein spannendes Thema.

Solche Mobbingsituationen sind nicht einfach aber leichter zu meistern, wenn sie von oben nach unten (also nur vom Chef/Vorgesetzten) kommen, der Rückhalt im Kollegenkreis aber funktioniert. Andersrum ist es deutlich schwieriger, wenn die Kollegen mobben und der Chef zu einem hält. Einfach weil man mit denen mehr und häufiger Kontakt hat. Ich empfehle Dir Dich mit dem Thema Mobbing und Abhilfe durch entsprechende Bücher näher zu beschäftigen und vor allem ein Mobbingtagebuch zu führen. Alles Aktive hilft hier, alles Passive steigert nur die Depression. Wobei ich natürlich sagen muss, dass Mobbing Kraft kostet. Auch ich habe einen solchen Fall hinter mir und hatte mal einen zeitweisen (arbeitsbedingten) Burnout was im Grunde auch eine Depression ist, die sich eben auf das Arbeitsumfeld beschränkt. Sobald man das Arbeitsumfeld wechselt, verschwinden in aller Regel auch die Symptome man sollte aber begleitende ärztliche Behandlung weiterführen. Bei mir war das vor etlichen Jahren (dürften jetzt 10 Jahre her sein und erfreu mich heute bester Gesundheit und Laune).

Achja - vielleicht noch der Aspekt mit der Gefährdung der RSB. Wenn man unter diesen Umständen selbst ein Arbeitsverhältnis kündigt sehe ich grundsätzlich keine Probleme. Niemand muss einen gesundheitsgefährdenden Job ausführen und es gilt auch im Wesentlichen die freie Wahl der beruflichen Betätigung gem. Art.12 GG. Man muss sich halt dann um einen neuen Job ernsthaft bemühen und darf den alten nicht völlig willkürlich beenden. Aber hier gibt es ja einen triftigen Grund und wenn das Ganze auch noch medizinisch indiziert ist ...

Es gibt übrigens noch weitere Möglichkeiten seinem AG auf die Nerven zu gehen. Deutschland und die EU ist das Land der Vorschriften, es gibt dolle Unfallverhütungsvorschriften, Arbeitsplatzrichtlinien, Umgang mit Gefahrstoffen, usw. usw. - je nach Job. Wenn man sich hier näher mit den Details befasst, finden sich fast immer Angriffspunkte. Sei es Kopfschmerzen vom Ozon der Laserdrucker, oder was weiß ich. AG haben eine extrem hohe Fürsorgepflicht für ihre Arbeitnehmer, kommen aber in den seltensten Fällen nach. Im Zweifel dürfen sie auch selbst auf Missstände aufmerksam machen und die Berufsgenossenschaft zur Inspektion einladen. Aber das nur nebenbei. Ich weiß auch, dass man bei Depressionen Konfrontationen meiden soll und wird.

Alles Gute - und im Zweifel immer auf die Gesundheit achten. Gesundheit geht immer vor RSB, meine ganz bescheidene Meinung.
« Letzte Änderung: 14. Januar 2014, 14:44:23 von tomwr »
Gespeichert
 
 

Privatinsolvenz - Insolvenz - Schulden - Webseitenschutz