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Schulden und Insolvenz Hilfe Forum

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Autor Thema: fast ein jahr insolvenz hinter mir - wie es mir erging!  (Gelesen 6422 mal)

VerzweifelteStudentin

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fast ein jahr insolvenz hinter mir - wie es mir erging!
« am: 04. Januar 2011, 15:56:03 »

hallo forum,

diesen monat hab ich das erste insolvenz jahr hinter mir. da auch immer leute in dieses forum schauen, die sich noch nicht sicher sind, ob sie sich für ein solches verfahren entscheiden oder nicht, wollte ich mal erzählen wie es mir so ergangen ist.

ich habe rund 40.000 € schulden aus studienkrediten und bafög. da ich aus gesundheitlichen gründen das studium nicht beenden konnte und nur einen teilzeitjob ausübe, konnte ich auch diese schulden nicht zurückzahlen.

im juni 2009 spielte ich das erste mal mit dem gedanken in insolvenz zu gehen. vorsorglich eröffne ich ein girokonto auf guthabenbasis. kein problem, da meine schufa sauber ist und zu diesem zeitpunkt noch keine mahn - oder vollstreckungsverfahren liefen. ich leite mein gehalt auf dieses neue konto um. das empfehle ich jeden, denn so schützt man sich vor kontopfändungen. ein konto, das den gläubigern nicht bekannt ist, kann auch nicht gepfändet werden. bis zur insolvenzeröffnung bleibt es in der regel unentdeckt.

im oktober 2009 fällt mein entschluss eine privatinsolvenz einzuleiten. da die wartezeiten auf einen termin bei der schuldnerberatung sehr lang waren, habe ich mich an einen anwalt gewandt,der alles für mich abgewickelt hat.

im dezember 2009 wird mein antrag bei gericht eingereicht.

am 22.januar 2010 wird meine insolvenz eröffnet. mein arbeitgeber wird informiert, ebenso mein vermieter.

mitte februar 2010 dann der super-gau: der treuhänder holt alle meine lastschriften zurück (miete, krankenkasse, handy usw.) ein guter freund von mir zahlte alles von seinem konto aus nochmal, so dass die lastschriftadressaten nicht zu neuen gläubigern im insolvenzverfahren wurden und ich alle verträge behalten konnte.
das geld habe ich ihm dann in raten zurückgezahlt.

ausserdem wollte der treuhänder mein 16 jahre altes auto einkassieren, wenn ich es nicht für 550 € freikaufe. ich ließ mir von meinem arbeitgeber eine bescheinigung ausstellen, dass ich "zur weiterführung der erwerbstätigkeit" auf mein auto angewiesen bin. dies wurde akzeptiert. der treuhänder gab mein auto aus der masse frei.

seit juli 2010 suche ich eine wohnung. obwohl ich einen unbefristeten arbeitsvertrag habe und jede wohnung, die ich mir angesehen habe aus meinem pfändungsfreien einkommen hätte bezahlen können, bekam ich überall absagen.

man wolle mit "leuten wie mir" nichts zu tun haben. weder das sozialamt noch beratungsstellen konnten mir helfen. beim sozialamt riet man mir doch tatsächlich mir vom arbeitgeber kündigen zu lassen, um in den ALG 2 bezug zu kommen. als ALG 2-empfänger hätte man auch trotz insolvenz eine chance auf eine wohnung, weil die arge direkt die miete überweist.  :uneinsichtig:

ich habe immernoch arbeit  :biggrin: und immernoch keine wohnung.  :sad:

im oktober 2010 bekomme ich nach vielen monaten mal wieder post vom treuhänder. mit herzklopfen öffnete iich den brief. puh, alles ok ... er möchte nur, dass ich ihm die letzten drei gehaltsabrechnungen schicke. kein problem, erledigt.

ich lebe von knapp 1000 € netto pro monat. nicht viel, aber ich komme damit aus, kann sogar mein kleines auto unterhalten. dank der insolvenz kann ich nachts wieder ruhig schlafen. keine mahnbescheide, keine vollstreckungsbescheide mehr, alles ist geregelt.

hoffentlich dauert es nicht mehr allzu lang bis zur wohlverhaltensperiode.

noch 5 jahre bis zur restschuldbefreiung. ich halte durch!!!

gruss









« Letzte Änderung: 04. Januar 2011, 16:08:31 von VerzweifelteStudentin »
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bullirider

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Re: fast ein jahr insolvenz hinter mir - wie es mir erging!
« Antwort #1 am: 04. Januar 2011, 17:30:12 »

Hallo,
ich finde es ganz toll, dass sich einmal jemand die Mühe gemacht hat die Erfahrungen zu dokumentieren.
Ich befinde mich noch zwei Jahre in der Wohlverhaltensphase ( Regelinsolvenz ).
Bis letztes Jahr hatte ich noch etwas Probleme mit Creditreform, welche ich aber durch dieses Forum erledigen konnte.
Grüße aus dem wilden Süden
Garry
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tomwr

Re: fast ein jahr insolvenz hinter mir - wie es mir erging!
« Antwort #2 am: 05. Januar 2011, 00:57:37 »

Super, vielen Dank für den Erfahrungsbericht.

Allerdings habe ich 2 Anmerkungen.

Betreffend des neuen Kontos ist es natürlich richtig ggf. ein neues zu eröffnen auf Guthabenbasis, natürlich bei einer Bank bei der man sonst keine Verbindlichkeiten hat. Ob es unentdeckt bleibt hängt im Wesentlichen von der Dauer bis zur Eröffnung des Verfahrens ab und von der Aktivität der Gläubiger. Ein aktiver Gläubiger der seinen Anspruch pfänden will fordert im Falle der Fruchtlosigkeit der Pfändung in der Regel eine eidesstattliche Versicherung die den Informationsvorsprung des Schuldners über das neue Konto schnell zu nichte machen kann. Von Juni 2009 bis Januar 2010 sind es immerhin 7 Monate. In schwierigeren Verfahren, insbesondere Regelinsolvenzen kann das auch länger dauern. Ich hatte 1 Jahr zwischen Antrag und Eröffnungsbeschluss. Im Zweifel hilft daher bei akut bevorstehenden Pfändungen ggf. die Umwandlung in ein P-Konto. Man kann damit aber auch bis zu einer konkreten Pfändung warten.

Etwas stutzig macht mich der geschilderte Supergau im Februar 2010. Warum hat der Treuhänder die entsprechenden Lastschriften zurückgeholt ? Das ist meines Wissens eigentlich nur möglich wenn es sich um Insolvenzgläubiger handelt und die Zahlung inkongruent ist. Ggf. auch bei einer objektiven Gläubigerbenachteiligung. Zumindest die Zahlung der Miete hätte man sich ggf. sparen können, weil Mietforderungen für Zeiträume vor Eröffnung der Insolvenz nicht zu Kündigung berechtigen (§112 InsO).

Handy mit Vertrag kann man sich m.E. auch sparen weil die Prepaid Handys meist deutlich kostengünstiger sind als feste Verträge. Und eine neue Telefonnummer bei einer Insolvenz kann man nicht nur den dies wissen sollen handverlesen verteilen, es gibt auch eine beruhigende Funkstille vor Gläubigern denen die alte Telefonnummer bekannt ist. Mich haben da einige genervt. Und heute telefoniere ich im Durchschnitt für etwa 10 EUR im Monat per Handy. Habe aber auch noch einen Festnetzanschluss mit Flatrate.
Überhaupt ist die Automatik des §115 InsO (Erlöschen von Aufträgen durch Insolvenzeröffnung) sehr befreiend.
« Letzte Änderung: 05. Januar 2011, 00:59:59 von tomwr »
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Inkassomitarbeiterin

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Re: fast ein jahr insolvenz hinter mir - wie es mir erging!
« Antwort #3 am: 06. Januar 2011, 18:11:31 »

Hallo v. Studentin,

schön dass es dir so gut geht, freut mich wirklich für dich.

Wegen den Lastschriften bist du damals aber eindringlich gewarnt worden von allen. Aber gut nun ist es halt mal so gewesen, dass du es, nicht ändern konntest.

Ich wünsch dir weiterhin von ganzem Herzen ganz viel Erfolg
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