Moin,
ich habe auch 10 Jahre meine Schulden nach Selbständigkeit mit mir rumgeschleppt. Die Gerichtsvollzieher kannte ich alle, der Postbote klingelte regelmäßig und gab "gelbe Post" ab. EV hab ich alle 3 Jahre brav geleistet. Gearbeitet hab ich immer in Vollzeit. Aber geschieden mit 3 Kindern blieb eh nichts für Gläubiger übrig. 2010 hab ich es dann in Angriff nehmen können.
Bei mir waren es nicht 3 Kartons, es waren 6 Umzugskartons voller ungeöffneter Post voll mit Mahnungen, Mahnbescheiden usw.
Um es richtig aufzuarbeiten habe ich sämtliche Post geöffnet, anfangs alphabetisch sortiert, weiter dann nach Gläubigern und abschließend die Post eines jeden Gläubigers chronologisch geordnet. Schließlich hab ich mir einen online Account der Schufa eröffnet und eine Aufstellung schicken lassen (hilft ungemein!).
Nachdem ich alles in eine Excel Tabelle getippt hatte, bin ich mit der Aufstellung zu einer Fachanwältin für Insolvenzrecht gegangen. Für 150 Euronen gab es eine ausführliche ca. 2stündige Beratung. Zum Schluss sagte sie: " Sie haben das alles so gut vorbereitet, den Antrag Kriegen sie alleine hin!". Gesagt... Getan... 2 Wochen später lag mein Antrag auf Eröffnung eines Regelinsolvenzverfahrens beim Amtsgericht Hamburg. 1 Woche später stand die Eröffnung des Verfahrens im Internet.
Mit dem Insolvenzverwalter hab ich wohl richtig Glück gehabt! Die ganzen Schwierigkeiten von denen hier immer wieder berichtet wird habe ich nicht. Ich erledige alles regelmäßigig (1x pro Quartal) per Email und habe immer kompetente, freundliche Ansprechpartner.
Nach 18 Monaten war das Verfahren aufgehoben, seither bin ich in der WVP... Im Mai waren schon 3 Jahre vergangen, damit hab ich die Hälfte schon geschafft :)
Ich habe keine Gläubiger angeschrieben sondern hab das dem Verwalter überlassen. Im Antrag reichen ca. Werte. Einen Gläubiger habe ich vergessen, war alles kein Problem.
Natürlich hab ich mich stets redlich verhalten und nie versucht irgendwelche Gelder zu verheimlichen. Kamen Rückerstattungen, Wasser, Strom usw. hab ich sofort gemeldet. Kleine Beträge so bis 50 Euro konnte ich wegen Nichtigkeit laut des Verwalters behalten. Alles habe ich schriftlich.
Mein Girokonto wurde mir von der Volksbank gekündigt, ich konnte problemlos online ein neues Guthabenkonto bei der Postbank eröffnen. Mehrere persönliche Vorsprechungen bei der Sparkasse, Commerzbank, Haspa scheiterten an ekelhaft arroganten Bankern.
Das Öffnen und Sortieren der Post hilft sehr sich mit dem ganzen Müll der Vergangenheit zu versöhnen und es anzupacken.
Heute geht's mir wieder richtig gut! :)
Viel Glück! Ich Drücke die Daumen!