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Schulden und Insolvenz Hilfe Forum

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Autor Thema: Ich weiß nicht mehr weiter  (Gelesen 3739 mal)

Chriss24

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Ich weiß nicht mehr weiter
« am: 08. November 2009, 17:38:08 »

Hallo,

Ich habe mich soeben hier angemeldet, weil ich einfach nicht mehr weiter weiß.
Ich versuche mich im folgenden kurz zu fassen, um es irgendwie verständlich zu halten.

Ich bin 24 Jahre alt und Student kurz vorm ersten Abschluss. Ich komme aus einer Arbeitgeberfamilie, d.h. meine Eltern hatten schon immer einen eigenen Betrieb. Dieser Betrieb ging vor vielen Jahren pleite und meine Eltern und ich erlebten binnen kurzer Zeit einen sozialen Abstieg. Nach meinem Abitur wollte ich studieren, was mir aufgrund der finanziellen Situation nicht möglich schien. Wie es das Schicksal so wollte, hatte ich Glück und meine, mir unbekannte, Taufpatin schenkte mir 20.000€. Zum damaligen Zeitpunkt wollte ich mir von diesem Geld mein Studium und somit meine Zukunft finanzieren. Ich habe mich dann dennoch von meinen Eltern bereden lassen und habe ihnen Geld geliehen um den alten Betrieb wieder zu eröffnen. Hier habe ich wohl den größten Fehler meines Lebens gemacht und habe diesen Betrieb auf meinen Namen eröffnet. Natürlich stand ich zu diesem Zeitpunkt unter großem Einfluss meiner Eltern und hatte die Wahl zwischen "lass deine Eltern mit Hartz4 verrecken", mein Vater war selbstmordgefährdet, mein Bruder (Hauptschüler, mit extrem schlechten Noten) hatte keine Zukunft und wollte eigentlich eine Ausbildung im Betrieb der Eltern machen. Das alles veranlasste mich zu meiner Entscheidung gegen das selbstfinanzierte Studium und für den "Einstieg" in den Familienbetrieb, bzw. dessen Neugründung. Ich habe dennoch das Studium begonnen und habe dieses durch Bafög und kleiner Beträge, die ich von meinen Eltern bekommen habe, finanziert. Das lief in dieser Form bis zum heutigen Tag.

Meine Mutter führte den Betrieb und hat in diesem Zusammenhang wohl abermals große Fehler gemacht, die nun dazu geführt haben, dass dieser Betrieb ebenfalls insolvent geht. Somit hänge ich mit drin, um nicht zu sagen, dass ich der Leidtragende bin.

Schulden, soweit ich das einsehen kann:

30.000€ - Bank, Geschäftskonto - hat nun Insolvenzantrag gestellt
6000€ - Finanzamt, angeblich Rückstände von Sozialabgaben aus Arbeitsverhältnissen - Abgabe der EV wurde gefordert
15.000€ - alte Maschinen, die bereits zurückgegeben sind - 1te Mahnung
600€ - so lächerlich das klingt, Zahnarztkosten, die meine Mutter für mich bezahlen wollte, es aber nicht getan hat. - Zwangsvollstreckung, Gerichtsvollzieher bereits angemeldet

400€ - Telekom, wie das entstanden ist weiß ich nicht. - Gerichtsvollzieher bereits angemeldet

dazu kommt ein größerer Betrag von Handwerker/Installationskosten, die aber bisher nicht eingefordert/gemahnt worden sind. (sollten so 30.000€ sein)

----

"meine" Firma ist seit dem 31.10 geschlossen (wurde von meiner Mutter gemacht) und in eine "neue" UG übergegangen, meine Eltern arbeiten somit weiter, haben die Maschinen (die "neuen" - nicht die oben aufgelisteten) aus der Firma entnommen.

Meine Mutter und ihr Steuerberater/Rechtsanwalt meinen nun dass ich die Privatinsolvenz anmelden soll. Ich habe jedoch viel vor im Leben und möchte mich finanziell nicht für den Rest meines Lebens kaputt machen. Gerade in Sachen Jobsuche, Zukunftschancen mache ich mir im Augenblick unglaublich viele Gedanken... Wer stellt denn jemanden ein der Privatinsolvent ist? Vor allem gehen meine Jobvorstellungen in Richtung öffentlicher Dienst, Beamtenlaufbahn... Ich weiß ganz ehrlich nicht mehr weiter, im Augenblick bekomme ich weder Bafög noch sonst irgendetwas, ausser die 50€/Woche von meinen Eltern. Ich würde gerne überprüfen lassen ob ich diverse Verträge rechtlich anfechten kann, da meine Mutter vieles verfügt hat, was ich niemals erlaubt habe / nicht unterschrieben habe. Ich habe 16 Cent auf meinem Bankkonto und weiß nicht wie es weiter gehen soll, einen Anwalt kann ich mir nicht leisten und ganz ehrlich, ich fühle mich einfach nur noch überfordert.

Ich hoffe dass hier zumindest ein paar Anregungen zum weiteren Handeln bekommen kann, vor allem in Anbetracht der Tatsache dass die Bank die Insolvenz eingeleitet hat, das Finanzamt die Abgabe der EV will und der Gerichtsvollzieher in knapp 2 Wochen vorbei kommt.


Danke.
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Feuerwald

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Re: Ich weiß nicht mehr weiter
« Antwort #1 am: 08. November 2009, 18:12:48 »

Die Tatsache, dass eine Hausbank einen Insolvenzantrag gegen eine natürliche Person stellt, lässt vermuten, dass hier Vermögensverschiebungen unterstellt werden. 

Da ein Gläubigerantrag gestellt wurde, müssen Sie nun die Optionen abwägen

a) Es kommt zur Abweisung des Eröffnungsantrags mangels eine die Verfahrenskosten decken Masse, dann stehen Sie 5 Jahre im Schuldnerregister und können aber später noch entscheiden, ein eigenes Insolvenzantrag zu stellen.

b) Es kommt nicht zur  Abweisung mangels eine die Verfahrenskosten decken Masse, dann haben Sie ein Insolvenzverfahren an der Backe, ohne dieses strategisch wirklich Nutzen zu können, da Sie keine Restschuldbefreiung erlangen können,

c) Sie entscheiden sich für einen Eigenantrag mit Antrag auf Restschuldbefreiung und ggf. Antrag auf Stundung der Verfahrenskosten und versuchen einen Neuanfang.

d) Es findet sich noch eine andere Lösung.

Rechtlich gegen Vater und Mutter vorzugehen bedarf anwaltlicher Hilfe und vor allem Zeit!

Das moralische lasse ich mal weg. Es ist immer das gleiche Spiel. Anstelle sich als insolventer Unternehmer gründlich zu informieren und beraten zu lassen, werden Ehepartner, Kinder und sonstige nahestehende Personen der Reihe nach verheizt, um die Wiederholung der Wiederholung von der Wiederholung zu ermöglichen.

Unverantwortlich, hinterhältig und ein Grund mal richtig "böse" zu werden.

Ihre Eltern werden auch die neue UG an die Wand fahren! Da haben Sie mein Wort drauf! Und wer kommt dann an die Reihe? Sohn Nr. 2?

Jetzt hat man Ihnen das Leben für ein paar Jahre versaut. Sie sollten zumindest so viel finanzielle Hilfe von Ihren Eltern erzwingen, um sich neutral rechtlich beraten zu lassen. Ihre Eltern leisten sich ja schließlich auch einen Anwalt um deren "Lösung" zu finden (was ich bodenlos frech finde!)

Ihnen droht mitunter nicht n ur ein Insolvenzverfahren. Wegen der nicht abgeführten Sozialkassenbeiträge kann auch noch ein Strafbefehl drohen.


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Chriss24

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Re: Ich weiß nicht mehr weiter
« Antwort #2 am: 08. November 2009, 18:40:19 »

Falls ich rechtlich gegen meine Eltern vorgehe, inwieweit kann mich das vor einer drohenden Insolvenz bewahren? Hafte ich nicht trotzdem für alle Taten meiner Eltern obwohl ich diese nicht genehmigt habe und mehr oder minder dazu gezwungen wurde?

Falls ich einen Insolvenzantrag stelle, habe ich dann die Möglichkeit weiter studieren zu können? Ich mache bald meinen Bachelor und hatte eigentlich vor danach meinen Master zu machen, inkl. Auslandssemester und danach evtl. Promotion. Kann ich meine Zukunft in dieser Form überhaupt noch gestalten?

Lässt sich in einer solchen Situation kein Vergleich anstreben? Ich habe zwar kein  Kapital aber wäre bereit alles zu tun um diese Schulden zu tilgen
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Feuerwald

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Re: Ich weiß nicht mehr weiter
« Antwort #3 am: 08. November 2009, 18:56:46 »

Falls ich rechtlich gegen meine Eltern vorgehe, inwieweit kann mich das vor einer drohenden Insolvenz bewahren? Hafte ich nicht trotzdem für alle Taten meiner Eltern obwohl ich diese nicht genehmigt habe und mehr oder minder dazu gezwungen wurde?

-> das kann ich Ihnen nicht beantworten. Zunächst stehen Sie in der Schuld und müssen sich der Situation stellen. Und ob und in welchem Umfang Sie da raus kommen können, bedarf anwaltlicher Beratung. Darauf würde ich mich nicht zu sehr verlassen.


Falls ich einen Insolvenzantrag stelle, habe ich dann die Möglichkeit weiter studieren zu können? Ich mache bald meinen Bachelor und hatte eigentlich vor danach meinen Master zu machen, inkl. Auslandssemester und danach evtl. Promotion. Kann ich meine Zukunft in dieser Form überhaupt noch gestalten?


-> Die Beendigung einer Erstausbildung (Studium) sollte hinsichtlich der Erwerbsobliegenheiten durchgehen, das haben schon andere geschafft.


Lässt sich in einer solchen Situation kein Vergleich anstreben? Ich habe zwar kein  Kapital aber wäre bereit alles zu tun um diese Schulden zu tilgen

-> Versuchen kann man alles. Ein Vergleich, basierend auf Zusagen, die nicht zu berechnen sind, dürfte schwer werden.

Wichtig ist abzuschätzen, ob eine die Verfahrenskosten deckende Masse (Vermögen ca. 2.000 Euro und mehr) vorhanden ist, da sonst - ohne Eigenantrag - ein für Sie unsinniges Insolvenzverfahren losgetreten würde.

Sollten Forderungen aus Arbeitsverhältnissen bestehen, fallen Sie auch nach Abmeldung des Gewerbes unter die Vorschriften des Regelinsolvenzverfahrens. Sollte das nicht zutreffen und Sie nicht mehr als 19 Gläubiger haben, fallen Sie unter die Vorschriften für das Verbraucherinsolvenzverfahren, das ohnehin einen außergerichtlichen Einigungsversuch (Vergleichsoffensive) vorschreibt.

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Feuerwald

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Re: Ich weiß nicht mehr weiter
« Antwort #4 am: 08. November 2009, 19:08:05 »

Noch eine Alternative:

Unterstellt der Insolvenzantrag wird mangels eine die Verfahrenskosten deckende Masse abgewiesen odfer die Bank zur Rücknahme bewegt,
Sie leisten die EV,
die Gläubiger geben dann i.d.R. erst mal  Ruhe, da nichts zu holen ist.

Sie gehen Ihrem Studium nach und hoffen in ein paar Jahren über einen angemessenen Vergleichsbetrag (30 – 50%) zu verfügen und eine Regelung zu finden.

Die Abweisung der Eröffnungsantrags sowie die EV werden im Schuldnerverzeichnis und SCHUFA + Co. eingetragen. Damit kann man halbwegs leben.
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Chriss24

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Re: Ich weiß nicht mehr weiter
« Antwort #5 am: 08. November 2009, 19:15:22 »

Falls ich mir ein einen Betrag X von meiner Freundin leihen würde könnte ich doch theoretisch versuchen mit diesem Betrag einen Vergleich anzustreben, oder nicht?

Ich habe mich nun bei der örtlichen Schuldnerberatung (Charitas) gemeldet und hoffe da Hilfe zu bekommen, mein großes Problem ist wohl die Zeit. Der Insolvenzantrag wurde von der Bank vor ein paar Tagen zugstellt mit dem Vermerk ihn binnen einer Woche zurückzuschicken. Dazu kommt die Sache mit dem Finanzamt (Abgabe der EV) und der Gerichtsvollzieher der in 2 Wochen vorbei kommen will... Ich weiß nicht genau wie ich das alles bewältigen soll. vor allem will ich keine Fehler machen die ich später bereue. Meine Mutter meint dass das alles nicht so schlimm sei, da ich einfach nur Privatinsolvenz anmelden soll um "alle Schulden los zu werden" und dann einfach weiter studieren. Ich kann mir nicht vorstellen dass das so einfach ist und vor allem glaube ich dass es schwer werden könnte eine Anstellung zu finden. Vor allem da ich eigentlich im öffentlichen Dienst tätig werden wollte.
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Insokalle

Re: Ich weiß nicht mehr weiter
« Antwort #6 am: 08. November 2009, 19:40:59 »

Feuerwald hat doch eben eindrucksvoll beschrieben, wie man die ganze Familie in den Abgrund zieht, der übrigens bei Ihren Eltern noch größer zu werden droht. Und jetzt wollen Sie den gleichen Fehler machen?
Wo Sie offenbar noch nicht einmal einen Überblick über die gesamte Situation gewonnen haben? Mir scheint die Dunkelziffer der Verbindlichkeiten ist groß und das Fass noch gar nicht richtig offen. Vergessen Sie das mit dem Geld borgen.

Der Faktor Zeit ist in der Tat ein Problem. Sie müssen Ihr Unternehmen nebst aller Fehlentscheidungen durchleuchten/lassen und feststellen, wo denn jetzt überhaupt Verbindlichkeiten sind, ob Sie dafür geradestehen müssen, was für Vermögenswerte noch da sind usw. Bei einer öffentlichen Schuldnerberatung sind Sie mit Ihrem Fall definitiv an der falschen Adresse. Sie brauchen schnellstens qualifizierte Unterstützung, u.a. mögl. auch jmd., der mal eine Bilanz oder BWA entziffern kann, wenn es bei Ihnen überhaupt so etwas gibt. Nur muss man dafür auch bereit sein, zu investieren.
Da Ihre Eltern das Unternehmen letztlich gründlich in den Sand gesetzt haben, können die ruhig ihren Beitrag zu leisten, um ihrem Sohn aus der Klemme zu helfen.
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