Wenn ein Boot ein Leck hat und langsam mit Wasser vollläuft, gibt es zwei Möglichkeiten
a) Man dichtet das Leck im Boot professionell und dauerhaft ab
b) man verlässt das Boot, bevor es zu spät ist
Leider geschieht im realen Leben etwas anders:
Das Leck wird am Anfang nicht als Gefahr empfunden
Man beginnt damit, Wasser zu schöpfen und das Leck zu flickschustern
Je größer das Leck wird, je mehr wird Wasser geschöpft, bis die Kräfte schwinden
In der Verzweiflung wird alles in das Leck gestreckt, was noch vorhanden ist
Nach einer langen Zeit des Kampfes sind alle Kräfte erschöpft und das Leck hat alles geschluckt, sogar den letzten Sparstrumpf der Großmutter und es geschieht was geschehen muss, das Boot beginnt zu sinken.
Panik kommt auf.
Und immer noch nicht wird das Boot aufgegeben.
Der letzte Befehl "Rette sich wer kann und der Kapitän geht als letzter von Bord" wird nicht gegeben.
Das Wasser steht jetzt bis zum Hals.
Und endlich: Es wird SOS gefunkt.
Die Retter sollen kommen.
Und als die Retter eintreffen, ruft der Kapitän von der Brücke, die bereits geflutet ist:
"Nein, nein, nicht die Besatzung sollt Ihr retten! Ihr sollt das Boot aus der Tiefe bergen, das Wasser abpumpen und das Leck im Boot flicken, damit die Reise so weiter gehen kann, wie diese begonnen wurde.
Und zwar schnell und natürlich selbstlos!"
Nun diskutieren Sie an erster Stelle, ob die Rettung über hunderte Kilometer kostenlos oder selbstlos und wenn, dann bitte aber so, wie zuvor beschrieben, zu erfolgen hat.
Fragen Sie sich doch bitte mal: Warum sollte irgendein Mensch Ihnen selbstlos und kostenlos zur Hilfe eilen wollen? Weil Sie I h r Erbe bewahren wollen? Wie S i e materiell nicht vor dem Nichts stehen wollen?
Ich würde mir an Ihrer Stelle die Frage stellen: Gibt es überhaupt jemanden, der uns aus dieser Situation heraushelfen kann, ohne dass w i r wirklich alles verliefen?
Dann würde ich die Frage hinzufügen: Und was können wir als Gegenleitung für unsere Rettung beisteuern?
Kostenlos geht auch:
Beantragen Sie den sog. Runden Tisch, bspw. über die LfA oder die örtliche Kammer. Vielleicht haben Sie Glück und erhalten eine Bewilligung, die es einem externen Berater ermöglicht, Ihnen "ehrenamtlich" in soweit zu helfen, die Augen wieder zu öffnen und einen Rettungsplan aufzustellen. Die Beratung über den Runden Tisch ist für Sie kostenlos (für den Berater hingegen ein wirtschaftliches Desaster). Besser diese Beratung als gar keine Beratung. Infos bei den Kammern oder der KfW Mittelstandsbank Stichwort "Runder Tisch".
Wobei ich noch ein Problem sehe: Es könnte sein, dass Ihnen das Ergebnis einer solchen Beratung über den Runden Tisch nicht gefällt. Oftmals sind die Erwartungen an diese Retter viel zu hoch gesteckt. Wunder machen können die nicht!
Die Klassische Schuldnerberatung von Caritas + Co als Lösung für ihre Situation? Vermutlich wird folgendes dabei herauskommen:
a) Wir sind nicht zuständig
b) Wir fühlen uns zuständig und das Ergebnis der Beratung wird wie folgt ausfallen:
c) Abmelden, Job suchen und (weil man es nicht anders gelernt hat) eine Verbraucherinsolvenz einleiten
d)… und noch viel Glück im weiteren Leben .
Was kostet eigentlich eine professionelle Firmenberatung, sei es außergerichtlich oder über ein Insolvenzverfahren?
Vielleicht wäre es mal angebracht, offen über diese Frage zu diskutieren.
Die Tarife für einen externen Berater liegen je nach Region und Tätigkeitsfeld zwischen 600 und 1.200 Euro pro Tag. Mehr geht immer. Weniger gibt es auch. Denkbar sind auch Monats- oder Fall-Pauschalen. Je nach Art der Beratung gibt es staatliche Zuschüsse.
Für eine professionelle Beratung und Begleitung im Rahmen einer kleinen (!) Unternehmenssanierung durch einen externen Berater sollte man min. 5 – 8 Tagewerke ansetzen.
Etwas ganz anders ist vorinsolvenzliche Grundberatung und die Ausfüllhilfe, bspw. um einen (Regel-)Insolvenzantrag zu stellen. Kosten hierfür zwischen 360 und 800 Euro, wenn es günstig ist. Auch die öffentlichen Schuldnerberatungsstellen erhalten solche Honorarsätze, wenn gleich aus anderen Kassen. Kostenlos leistet also keiner!
Darin ist und kann aber nicht die weitere Beratung und Begleitung im Insolvenzverfahren eines Selbständigen enthalten sein, weil es rein wirtschaftlich nicht möglich ist. Folglich endet bei vielen Beratungsstellen die Hilfe mit Abgabe des Insolvenzantrags. Das war es dann, der nächste bitte ...
Je größer die Verlockungen und je vollmundiger die Versprechungen, je mehr ist man gewillt zu bezahlen, um "raus" zu kommen.
So gibt es die tollsten Angebote, bspw. immer wieder gerne genommen:
"Wir kümmern uns um alles, machen Sie sich keine Sorgen: 18.000 Euro und alles wird gut"
Jetzt mag man glauben, wer geht auf ein solches Angebot ein und wer hat das Geld dafür? Es gibt genug.
Lustig wird es dann, wenn solche Summen bezahlt wurden und sich dennoch kein sorgenfreies Leben einstellen will. Dann stehen diese Leute vor der Türe einer Beratungsstelle und erklären: Wir haben doch schon sooo viel behalt, warum sollen wir nochmal etwas bezahlen?