Hallo,
ich bin die Ehefrau von Born2Pain und auch mal hergekommen, nachdem ich hörte, dass es hier noch jemanden gibt, der nicht durch unsere Gesetze, die uns eigentlich vor diesem privaten Supergau schützen sollten, bewahrt wurde. Ohja, ich kann es gut nachvollziehen, was du jetzt grad durchmachst, calibra. Es ist die seelische Hölle. Mir gehts genauso, auch ich stelle mir immer wieder vor, wie fremde Personen in unseren intimsten Sachen wühlen und z.B. unsere ganzen Liebesbriefe lesen, sich sogar vielleicht darüber kaputtlachen und sich dabei ein Bierchen trinken. Netter Zeitvertreib...
Was hilft es, wenn es Paragraphen, Gesetze und Verordnungen gibt, wenn kein Kontrollorgan darüber wacht, während so eine Räumung durchgeführt wird? Wäre eine neutrale Person vor Ort, die dafür sorgt, dass beide Seiten ihr Recht bekommen, wäre das alles nicht passiert. Dann hätten wir unsere persönlichen Sachen, die für den Vermieter eh ohne jeglichen Wert sind, mitnehmen können. Aber nein, wir mussten zuschauen, wie man Stück für Stück unseres Lebens da raustrug und wegschloss. Was will der Vermieter z.B. mit den Andenken die ich von meinen Töchtern aufbewahrte? Die ersten Zähnchen, Haarlocken und Handabdrücke? Für ihn ist das wertloser Schrott, für mich ein Andenken an einen der Höhepunkte im Leben einer Frau, nämlich wenn man Kinder bekommt. Der Verlust solcher Dinge lässt einem das Herz bluten.
Und dann rennt man von Anwalt zu Anwalt, um sein Recht zu bekommen, das ja sooo klar festgelegt ist mit all den hübschen Paragraphen und Verordnungen und alle Anwälte winken dankend ab. Zu teuer, zu aufwendig, da zahle er nur drauf und belaste die Kanzlei, da müsse man halt Verständnis haben. Klar, hab ich doch glatt. Was ist schon mein wertloser Müll gegen das Geld das die Kanzlei nicht verdienen kann an mir? Der Anwalt in seinem Seidenanzug von Armani tut einem richtig Leid, während er das sagt und dabei nach teurem Rasierwasser duftet und mit seinen manikürten Fingernägeln unsere Unterlagen hin und her blättert. Ich komme mir dabei nur noch schäbiger vor, in meinen gespendeten, ausgeleierten T-shirts und der einzigen Jeans die ich besitze. Aber das kann ich dem Anwalt doch wirklich nicht zumuten. Und dann kommt der Satz, der mir den Atem raubt und den insgesamt 3 Anwälte von sich gaben: "Das hat wenig Erfolg. Nehmen Sie meinen Rat an. Nehmen Sie sich ein paar starke Jungs und regeln das anders..." Ein süffisantes Grinsen untermalt das Ganze dann noch. Dann wird aufgestanden, die Unterlagen zurückgegeben und uns zur Tür begleitet. Auf Wiedersehen, rufen Sie nicht an, ich ruf Sie auch nicht an... Bitter enttäuscht steht man draussen und denkt, das ist nun Deutschland? Der Sozialstaat? Der Rechtsstaat? Naja.
calibra, du solltest dir einen neuen Perso besorgen. Du sagst, du wüsstest nicht welche Adresse, weil du ja keine Wohnung hast derzeit. In Deutschland besteht ja Meldepflicht (MG), ansonsten begehst du ja eine Ordnungswidrigkeit, die dich bis zu 1000 Euro kosten kann. (Siehe z.B. §111 OWIG) Du wirst dich irgendwo anmelden müssen. Sprich mit deiner Familie. Gehts bei den Eltern, Geschwistern, Oma, Tante? Oder beim besten Freund? Irgendwo muss das doch möglich sein. Denn auch wenn du Prozess führen willst gegen deinen Ex-Vermieter, brauchst du eine ladefähige Adresse! Ok, notfalls könnte das die des Rechtsanwaltes sein, der dich dann vertritt, aber auch er muss dich ja irgendwie erreichen können. Zudem ist eine Adresse nötig für alle möglichen Sachen in unserem Land wie z.B. die Zusendung von Lohnsteuerkarten. Darum musst du dich als nächstes kümmern.
Das einem die Kraft ausgeht, ja, das kenne ich. So gehts uns auch. Wir leiden seit März 2009 unter dem Verlust unseres gesamten Hab und Guts und stossen überall auf Achselzucken und nicht zuständig sein. Wir haben alles mögliche durch: zig Anwälte für Mietrecht, die ganzen politischen Parteien, die verdi, DGB, amnesty international (auf Empfehlung), Lokalzeitungen, TV Sender, Radiosendungen, caritative Einrichtungen...niemand kann oder will uns helfen. Man fühlt sich von der Welt verlassen. Und man gerät in eine Spirale die abwärts führt. Es klappt nirgendwo mehr was, alles geht schief, nichts bekommt man mehr ohne zu kämpfen. Auch andere Institutionen meinen dass sie einen auch noch betrügen und ausnutzen können. Offenbar haben die einen Riecher für sowas. Irgendwann ist man leergepumpt und weiss nicht weiter.
Insokalle, du wärst dem Vermieter längst auf die Zehen gestiegen? Ich nehme dann mal an, du bist mit ausreichend Geld gesegnet? Denn unisono wollten alle Anwälte mindestens 400 Euro bar auf die Kralle haben, neben dem PKH-Antrag! Als Hartz4er hat man die nicht, auch nicht wenn man über einen Zeitarbeitgeber arbeitet. Bei dem Hungerlohn. Also wars das dann immer. An Willen mangelt es einem nicht, glaub mir, wir hätten den Vermieter gern längst lang gemacht und calibra sicher auch. Aber wie nur? Bei all diesen Hürden? Es ist immer leicht zu sagen "Ich hätte...ich würde..." Früher hab ich auch so gedacht. Hätte nie gedacht, das sowas in Deutschland auch nur möglich ist, geschweige, dass es passieren kann. Und dann passiert es ausgerechnet uns. Heute sehe ich die deutsche Rechtssprechung mit anderen Augen und auch Deutschland an sich, mit dem mich seitdem nichts mehr verbindet.